Apples Vorschau transportiert unbemerkt Datenfragmente

Die als Standardbestandteil von Mac OS X auf jedem Mac vertretene Anwendung "Vorschau" hat einen je nach Umständen datenschutzrelevanten Fehler.

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Die als Standardbestandteil von Mac OS X auf jedem Mac vertretene Anwendung "Vorschau" hat einen je nach Umständen datenschutzrelevanten Fehler. Sie kopiert in PDF-Dateien nicht nur eine mit dem Auswahlwerkzeug markierte Passage, sondern übernimmt auch den vollständigen Inhalt der restlichen Seite – versteckt und unbemerkt – in ein neu aus der Zwischenablage angelegtes Dokument. Der ausgeblendete Teil bleibt auch über das anschließende Speichern und weitere Bearbeiten der neuen PDF-Datei vorhanden. Auf diese Problematik weist der Entwickler Christian Kienle hin. Er demonstriert sie in einem Video.

In Vorschau 5.5 unter Mac OS X 10.7 Lion lässt sich der ausgeblendete Rest des PDF-Dokumentes nur beim Drehen einsehen, in älteren Vorschau-Versionen (beispielsweise Version 5.0.3 unter Mac OS X 10.6.8) enthüllt die Anwendung hingegen die komplette restliche Seite, sobald im Menü Darstellung für die PDF-Darstellung "Dokument" statt der Standardansicht "Ausschnitt" ausgewählt ist.

Während Vorschau beim Beschneiden einer ausgewählten Passage deutlich darauf hinweist, dass "der Inhalt außerhalb der Auswahl nicht gelöscht" sondern lediglich ausgeblendet wird, fehlt diese Warnung beim Kopieren der Auswahl. Daher könnten Anwender problematische oder vertrauliche Inhalte weitergeben, ohne es zu ahnen. Nutzer, die auf diesem Wege PDF-Dokumente mit der Vorschau-App erstellen oder bearbeiten, sollten unbedingt bedenken, dass trotz spezifischer Auswahl komplette Seiten erhalten bleiben und deren Inhalt mit bestimmten Anwendungen auch einzusehen ist, bis Apple den Fehler korrigiert.

[Update] Das Auswahlwerkzeug in der Apple-Vorschau scheint technisch genauso zu funktionieren wie ein Beschneiden-Werkzeug: Der Nutzer kann einen beliebigen Bereich markieren und diesen via Zwischenablage in ein neues PDF kopieren. Am einfachsten lässt sich eine solche Funktion implementieren, indem die einzelnen PDF-Objekte unverändert belassen werden und die vom Nutzer definierte Auswahl einfach als Beschnittrahmen angelegt wird. "Echtes" Copy & Paste beliebiger Bereiche wäre komplizierter, weil dann jedes einzelne betroffene PDF-Objekt exakt entlang des Auswahlrahmens gekappt werden müsste – selbst Fließtext besteht in einem PDF aus zahlreichen Einzelobjekten.

Ein ähnliches Problem besitzt auch Adobes PDF-Tool Acrobat, wenn man das Beschneiden-Werkzeug verwendet: Es schneidet die Ränder nicht wirklich ab, sondern legt nur einen Beschnittrahmen an. Acrobat warnt im Gegensatz zu Vorschau beim Beschneiden der Auswahl nicht, dass möglicherweise vertrauliche Informationen im Dokument verbleiben. Allerdings lassen sich innerhalb von Acrobat Pro Dokumente vor der Veröffentlichung auf verborgene Inhalte hin untersuchen und diese gleich entfernen.

Auch Apples Vorschau kann Texte aus PDFs kopieren, ohne unerwünschte Inhalte mitzunehmen: Dazu markiert man mit dem Mauszeiger nur den Text und verwendet nicht das Auswahlwerkzeug. So lässt sich allerdings in Vorschau keine neue PDF-Datei aus der Zwischenablage anlegen. [/Update]

Kienle hat das Problem in einem Bugreport an Apple weitergeleitet und will in naher Zukunft ein Tool anbieten, das PDF-Dateien auf derart versteckte Bestandteile hin untersucht und diese, falls vorhanden, anzeigt. (Mitarbeit: Andrea Trinkwalder) / (lbe)