OmniCard'99: Internet-GeldKarte läßt auf sich warten
In der Bundesrepublik sind bereits rund 45 Millionen EC-, Bank- und Kreditkarten im Umlauf, die mit dem GeldKarten-Chip ausgestattet sind und als elektronische Geldbörse genutzt werden könnten.
In der Bundesrepublik sind bereits rund 45 Millionen EC-, Bank- und Kreditkarten im Umlauf, die mit dem GeldKarten-Chip ausgestattet sind und als elektronische Geldbörse genutzt werden könnten. Doch die attaktivste Nutzung - damit auch beim Web-Surfen bezahlen und sie über das Internet wieder mit elektronischem Bargeld laden zu können - läßt weiter auf sich warten.
"Das größte Hindernis ist die fehlende Spezifikation durch den ZKA" (Zentraler Kreditausschuß), klagte Claus Dietze vom Münchner Banknoten- und Chipkartenhersteller Giesecke&Devrient auf der OmniCard'99 in Berlin. Der ZKA hat bislang lediglich drei generische Anforderungen formuliert: Es muß sichergestellt sein, daß der auf dem Display angezeigte Betrag mit dem transferierten Betrag übereinstimmt; die Authentizität des Händlers muß gewährleistet und die Transaktionsprotokolle müssen manipulationssicher sein. Doch Standards und Prüf- oder Abnahmeroutinen, wann eine konkrete Lösung diese Anforderungen erfüllt, gibt es vom ZKA bisher nicht.
Nach Ansicht des Geschäftsführers der Stuttgarter TeleCash, Helmut Schmid, könnte die gute Position, die Deutschland mit der Akzeptanz von Chipkarten bei Handel und Verbrauchern im internationalen Vergleich einnimmt, durch die Anwendung als Internet-Zahlungssystem noch weiter ausgebaut werden, "wenn sich das deutsche Kreditgewerbe darüber klar würde, daß es mit der GeldKarte ein Pfund hat, mit dem es wuchern kann". Nach seinen Angaben hat TeleCash die sichere Abwicklung von Bezahlvorgängen mit der GeldKarte im Internet technisch bereits realisiert. "Wir dürfen es nur noch nicht einführen".
Die Deutsche Bahn AG gab auf der OmniCard bekannt, daß sie ihre Mitarbeiterausweise mit dem GeldKarten-Chip ausstatten will. Damit sollen dann die 250 000 Beschäftigten des Unternehmens die Ausweiskarte nicht nur bei der Zugangskontrolle zu den Dienststellen, sondern auch zum Bezahlen in Bahnkantinen und außerhalb des Konzerns auch im Gastronomie- und Handelsbereich verwenden können. Nach Angaben der Bahn ist der neue Ausweis das größte Projekt mit Geldkarten-Chips für Firmenmitarbeiter in Europa.
Völlig unklar bleibt unterdessen, welchen Kurs die Pay-TV-Anbieter künftig steuern werden. Der Conditional Access mit den Settop-Boxen ist bisher nur mit den Kundenkarten der Anbieter möglich, somit nur im Abonnement. An ein Pay-per-View - das Bezahlen einzelner, ausgewählter Sendungen - ist vorerst nicht zu denken. Auch hierfür böte sich die GeldKarte als universelles Zahlungsmittel an. (Richard Sietmann) (ae)