Build: Erste Details zu Windows 8

Anlässlich der heute im kalifornischen Anaheim beginnenden Entwickler-Konferenz Build hat Microsoft erstmals einen etwas ausführlicheren Blick auf die Neuerungen gewährt, die mit der nächsten Version von Windows kommen sollen.

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Von
  • Hajo Schulz

Anlässlich der heute im kalifornischen Anaheim beginnenden Entwickler-Konferenz Build hat Microsoft erstmals einen etwas ausführlicheren Blick auf die Neuerungen gewährt, die mit der nächsten Version von Windows kommen sollen.

Die augenfälligste Änderung besteht in einem neuen Startbildschirm, dessen Optik stark an die Metro-Oberfläche von Windows Phone 7 oder der Xbox erinnert: Er besteht aus einer Vielzahl sogenannter Kacheln, die zum einen dazu dienen, speziell für Metro programmierte Apps zu starten. Zum zweiten liefern sie aber auch Live-Informationen; ein E-Mail-Programm kann hier beispielsweise direkt die Anzahl eingegangener Nachrichten anzeigen, eine Wetter-App die aktuelle Vorhersage und so weiter. Auch der klassische Windows-Desktop verbirgt sich hinter einer der Kacheln – ihn direkt unter Umgehung der Metro-Oberfläche zu starten, ist nicht vorgesehen. Der Metro-Startbildschirm übernimmt komplett die Aufgaben des gewohnten Windows-Startmenüs: Die Windows-Taste auf der Tastatur öffnet ihn genauso wie eine neu hinzugekommene Schaltfläche auf dem Desktop, die den Platz des bisherigen Start-Knopfes einnimmt. Außer Metro-Apps kann der Startbildschirm auch Kacheln für klassische Windows-Programme enthalten, die auf dem Desktop laufen.

Die Metro-Oberfläche ist darauf optimiert, per Multitouch bedient zu werden. Sie soll sich aber auch komplett per Maus, Tastatur oder Stifteingabe steuern lassen. Bedient man sie mit den Fingern auf dem Bildschirm, kennt sie die von Smartphones gewohnten Gesten, etwa zum Rollen und Zoomen des Bildschirminhalts. Ein Wisch von rechts in den Bildschirm hinein öffnet die sogenannten Charms, zu denen unter anderem die Suche (nicht nur nach Dateien, sondern auch nach Einstellungen, Apps, Kontakten und Vielem mehr), eine metrofizierte Systemsteuerung und ein Link zurück auf den Startbildschirm gehören. Ein Wisch von Links bedeutet "Zurück" und führt auf die jeweils zuletzt benutzte App. Innerhalb von Apps dient ein Wisch von oben oder von unten dazu, ein anwendungsspezifisches Menü zu öffnen.

Metro-Apps besitzen keine Fenster – sie laufen grundsätzlich im Vollbild-Modus. Die einzige Möglichkeit, zwei Apps gleichzeitig im Blick zu haben, besteht darin, die zuvor verwendete Anwendung halb aus der History zu ziehen und neben der aktuellen fallen zu lassen. In diesem Modus nimmt eine Anwendung wahlweise das linke oder rechte Viertel der Bildschirmfläche ein, die andere den Rest. Drag & Drop zwischen Anwendungen ist aber nicht vorgesehen: Zur Kommunikation untereinander können Apps sogenannte Contracts implementieren und aufrufen. Über diesen Weg können Apps etwa die Galerie zum Auswählen eines Bildes oder die People-App zum Ansteuern eines Kontaktes aufrufen. Obwohl auf dem Bildschirm im Regelfall nur eine App zu sehen ist, können mehrere Anwendungen im Hintergrund laufen, wenn sie den dafür vorgesehenen Contract erfüllen – normalerweise werden inaktive Apps in einen Schlafmodus versetzt, damit sie keine CPU-Zeit und damit keinen Strom verbrauchen, aber trotzdem schnell wieder gestartet werden können.

Windows 8 (7 Bilder)

Nach dem Anmelden landet man bei Windows 8 nicht mehr auf dem gewohnten Desktop, sondern auf einem Startbildschirm, dessen Optik stark an die Metro-Oberfläche von Windows Phone 7 oder der Xbox erinnert

Nach Microsofts Wunsch sollen Metro-Apps keine Befehle zum expliziten Speichern von Daten enthalten, sondern das Sichern von Informationen von selbst übernehmen – idealerweise in der Cloud. Dazu können Apps sich mit dem Windows-Live-Konto des angemeldeten Benutzers verbinden und auch dessen SkyDrive nutzen. Zieht ein Anwender auf einen neuen PC um, muss er im Idealfall nur seine Windows Live ID eingeben und hat alle persönlichen Einstellungen, Daten und Beziehungen in sozialen Netzwerken sofort zur Verfügung.

Für Entwickler, die Metro-Apps programmieren wollen, stellt Windows ein neues API namens WinRT zur Verfügung, das die Funktionsblöcke Kommunikation und Daten, Grafik und Medien sowie Geräte und Drucken abdeckt. Nutzen lässt sich dieses API auf zwei verschiedene Arten: Zum einen kann man das grafische Layout von Apps in der Beschreibungssprache XAML notieren und die gewünschten Funktionen wahlweise in C/C++ oder in einer .NET-Sprache wie C# oder Visual Basic programmieren. Dem zweiten Framework liegt HTML5 zugrunde; programmiert wird hier in JavaScript. Für beide Frameworks ist Microsofts Visual Studio in der kommenden Version 11 das passende Entwickler- und Testwerkzeug. Auch die nächste Version des grafischen Design-Programms Expression Blend soll in beiden Welten zu Hause sein.

Microsoft hatte ja schon angekündigt, dass Windows 8 nicht nur auf x86-/x64-Hardware, sondern auch auf ARM-Prozessoren laufen soll. Einen Emulationsmodus, der klassische Desktop-Anwendungen auf ARM-CPUs laufen lässt, wird es aber nicht geben. So wird sich die ARM-Kompatibilität in erster Linie auf neu zu entwickelnde Metro-Apps beziehen. Programmiert man sie in HTML5/JavaScript oder mit einer .NET-Sprache, sollen sie ohne Änderungen auf allen Hardware-Plattformen laufen; C/C++-Programme müssen für die jeweilige Architektur neu kompiliert werden.

Microsoft will Entwicklern die Möglichkeit geben, Metro-Apps über einen Store ähnlich Apples App Store oder dem Marketplace von Windows Phone zu vermarkten. Einzelheiten, etwa die Höhe von Provisionen oder ob es neben dem Store noch andere Möglichkeiten geben wird, Metro-Apps zu installieren, sind aber noch nicht bekannt. In einer auf der BUILD verteilten Developer Preview von Windows 8 besteht die Market-App nur aus einem Bildschirm mit dem Inhalt "Coming soon".

Neben der Metro-Oberfläche wird Windows 8 noch etliche weitere Neuerungen enthalten. Von einigen wie der Unterstützung für USB-3.0-Geräte, der Virtualisierungslösung Hyper-V, einer Beschleunigung des Boot-Vorgangs oder einer neuen Ribbon-Oberfläche für den Windows Explorer war ja schon im "Building Windows 8 "-Blog zu lesen. Ein weiteres Desktop-Programm, das eine deutliche Aufwertung erfahren hat, ist der Task-Manager: Seine Prozessliste gibt deutlich mehr Details über laufende Anwendungen als bisher bekannt, außerdem soll es mit ihm auch möglich sein, die Windows-Autostarts zu verwalten.

Mit Windows 8 wird Microsoft der Notwendigkeit, das Betriebssystem bei Problemen neu installieren zu müssen, den Kampf ansagen: Hält man auf einem Windows-8-Rechner beim Booten die Windows-Taste gedrückt, kommt man in eine neue Auswahl erweiterter Optionen, die unter anderem den Eintrag "PC Refresh" enthält. Diese Funktion sichert alle persönlichen Daten der eingerichteten Benutzerkonten, installiert Windows neu aus speziellen Images auf der Festplatte und spielt anschließend die Benutzerdaten wieder ein. Noch weiter geht die Reset-Funktion: Sie versetzt den Rechner komplett in den Zustand unmittelbar nach der Windows-Installation zurück. Diese Möglichkeit haben sich nach Angaben von Microsoft vor allem Firmenkunden gewünscht, bei denen Systemadministratoren häufig damit beschäftigt sind, Rechner für die Übergabe an einen neuen Mitarbeiter vorzubereiten.

Windows 8 wird sich auf einem USB-Stick installieren lassen. Mit dieser "Windows to go" genannten Funktion kann man seine komplette Arbeitsumgebung in die Hosentasche stecken und auf jedem PC starten. Ein auf diese Weise geladenes Windows soll es sogar überleben, wenn man den Stick im laufenden Betrieb versehentlich abzieht. Auf Wunsch lässt sich eine Windows-to-go-Installation mit Bitlocker verschlüsseln.

Microsoft hat mittlerweile die Vorabversion von Windows 8 zum Download freigegeben:

(axv)