Autorenverbände verklagen US-Hochschulen wegen Google Books

Die US-Autorenvereinigung Authors Guild und ihre Partnerorganisationen in Australien und Quebec gehen gerichtlich gegen die Digitalisierungsprojekte von fünf Universitäten in Zusammenarbeit mit Google Books vor.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 56 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die US-Autorenvereinigung Authors Guild und ihre Partnerorganisationen in Australien und Kanada gehen gerichtlich gegen die Digitalisierungsprojekte von fünf US-Universitäten vor, die diese in zusammen mit Google betreiben. Die vor einem Bundesgericht in New York eingebracht Klage wirft den Hochschuleinrichtungen laut einer Mitteilung der Authors Guild vor, von Google unautorisiert die Scans von rund sieben Millionen geschützter Bücher erhalten zu haben. Die Rechte daran lägen in den Händen von Autoren.

Besonderer Stein des Anstoßes der Autorenverbände und mehrerer Einzelkläger aus der Schreibzunft ist der von der University of Michigan eingerichtete HathiTrust, ein zentrales Archiv der für Google Books digitalisierten Werke. Darüber sollen von Oktober an erste Bücher zugänglich gemacht werden, deren Urheber nicht mehr ausfindig zu machen sind. Dabei handle es sich um einen unerhörten Versuch, die Rechte der Autoren zu umgehen, schimpft Angelo Loukakis, Direktor der Australian Society of Authors. Es gehe nicht um "verwaiste, sondern um entführte Bücher".

Auch fürchten die Verbände Hackerangriffe auf das Online-Register und eine damit eventuell verknüpfte Verbreitung der nicht-lizenzierten Kopien über den Hochschulbereich hinaus. Die Universitäten hätten ohne Erlaubnis tausende Editionen von Schriften von Autoren wie Umberto Eco, Günter Grass, Peter Handke, Michel Houellebecq und Herta Müller in verschiedenen Übersetzungen auf die Server des HathiTrust geladen. Dazu gehörten 65.000 Bücher, die erst 2001 publiziert worden seien. Diese Werke unterlägen nun unnötigerweise dem Risiko der unkontrollierten Nutzung, monierte der Präsident der Authors Guild, Scott Turow.

Die Autorenverbände wollen erreichen, dass die angeblich massiven Copyright-Verletzungen durch das Einscannen aufhören und die Stecker für das Archivierungsprojekt gezogen werden. Jedes Computersystem, das digitale Kopien der Bücher enthalte, sei herunterzufahren und offline zu stellen, heißt es in der Klageschrift. Der weitere Betrieb des HathiTrust könne höchstens vom US-Kongress per Gesetz geregelt werden.

Die Authors Guild gehört einem Zusammenschluss von US-Verlagen und anderen Einrichtungen der Buchbranche in den Vereinigten Staaten an, die nach einer Sammelklage einen Vergleichsvorschlag mit Google wegen dessen Digitalisierungsprojekts ausgearbeitet hatten. Google sollte demnach gegen Zahlung von 125 Millionen US-Dollar das Recht bekommt, Millionen Bücher von Universitäten und Büchereien einzuscannen und ins Netz zu stellen. Das zuständige Gericht, vor dem nun der neue Fall ebenfalls anhängig ist, wies im März aber auch einen überarbeiteten Schlichtungsentwurf zurück. Am Donnerstag soll erneut in New York über den Fall und die vom federführenden Richter angemahnte rasche Lösung verhandelt werden. (jh)