Verwertungsgesellschaften streiten über Reformen

Auf dem Urheberrechtsgipfel der Verwertungsgesellschaften war man sich zwar darüber einig, dass sich die Branche verändern muss, nicht aber über die Art und Weise.

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Von
  • Monika Ermert

Verwertungsgesellschaften müssen sich angesichts der Migration von Kunst und Kultur ins Netz verändern, sagt heute der Chef der britischen Verwertungsgemeinschaft MCPS-PRS, Steve Porter, beim ersten Urheberrechtsgipfel der Dachorganisation der Verwerter (CISAC) in Brüssel. Allerdings sind sich die Abgesandten der zahlreich vertretenen Verwerter über die Art und Weise der Veränderungen nicht einig. Porter kritisierte die beständige Verteidigung der eigenen Position. "Ja, wir müssen uns ändern. Und, ja, wir müssen uns ganz beträchtlich ändern." Stattdessen suche man die Schuld bei den Händlern, den Majors der Musikindustrie oder der EU-Kommission. Porter sprach sich für die Entwicklung eines Modells aus, nach dem sich Künstler oder die Inhaber von Repertoires selbst ihre bevorzugte Verwertungsgesellschaft aussuchen.

Das entspricht dem letzten der drei Modelle für die Organisation der Verwertungsgesellschaften, die die EU-Kommission im Oktober 2005 vorgeschlagenen hatte. Das zweite Modell schlägt vor, dass die Verwerter in Konkurrenz um die potentiellen Kunden treten sollen. Digitale Service Provider, etwa MTV, hätten gerne einen Wettbewerb zwischen den Verwertern, um den bestmöglichen Preis erzielen zu können. "Wir wollen auf keinen Fall Modell Zwei", sagte Porter. Aus Sicht der Verwerter würde der Wettbewerb auf dem Rücken der Kreativen ausgetragen. Das will auch der Chef der deutschen GEMA, Harald Heker, nicht.

GEMA und MCPS-PRS haben sich zum Verwerter CELAS zusammengeschlossen. Die gemeinsame Gesellschaft vergibt EU-weite Lizenzen für die Online- und Mobilnutzung des Repertoires von EMI. Mit CELAS habe man einen ersten Schritt zur Realisierung des dritten Modells gemacht, so Porter. Auch dadurch würden die Verwerter in Europa zu Konkurrenten. CELAS und die inzwischen entstandene zweite Mega-Verwertungsgesellschaft, in der die französische SACEM, die spanische SGAE und die italienische Verwertungsgesellschaft vertreten sind, konkurrieren so etwa um das Repertoire von Warner Brothers.

Gerade kleinere Verwertungsgesellschaften fürchten, dass sie in diesem Rennen auf der Strecke bleiben könnten, und sparten nicht mit Kritik an den Forderungen der Kommission. "Das spielt den großen Playern in die Hände", warnte Cees Verwoord von der niederländischen Buma/Sterma. Große Rechteinhaber würden ihre Rechte von den kleinen Gesellschaften abziehen. Von Seiten der CELAS-Vertreter heißt es dazu, dass man durchaus über Modelle nachdenke, in denen die nationalen Verwertungsgesellschaften als lokale Agenten tätig würden. Viel hängt dabei davon ab, wie die EU-Generaldirektion Wettbewerb in den kommenden Wochen reagiert, die von einem Klienten der Verwerter angerufen wurde.

Ein einziges Modell der Verwertungsgesellschaften hat Gnade vor der EU-Kommission gefunden: Über den Zusammenschluss OLA kann die Nutzung von Kunstwerken weltweit lizensiert werden, in einem von der Kommission bevorzugten One-Stop-Shop. Allerdings, so sagte Gerhard Pfennig, General Manager der Gesellschaft Bild-Kunst, gehe es da eben nicht um das Massengeschäft Musik. Bei dem wird weiter um die größten Anteile am Kuchen gerungen. (Monika Ermert) / (vbr)