Neue Tieftemperaturskala und intelligente Waagen

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt hat eine neue Tieftemperaturskala ab 0,9 Millikelvin entwickelt und bietet zudem einen Web-Service an, um die ortabhängige Fallbeschleunigung zu bestimmen.

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Von
  • Andreas Stiller

Für wirklich präzises Temperaturmessen im Millikelvin-Bereich und für wirklich präzises, ortunabhängiges Wiegen hat das Physikalisch-Technische Bundesamt wichtige Neuigkeiten in petto. Bislang gibt es im Bereich der Nähe des absoluten Nullpunkts das Problem, dass die dort verwendeten Thermometer etwas unterschiedliche Skalen aufweisen. Die internationale Temperatur-Skala aus dem Jahre 1990 (ITS-90) fängt erst bei "hohen" Temperaturen von 0,65 K an. Im Jahr 2000 wurde daher von einer internationalen Wissenschaftlergruppe unter Mitwirkung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt eine provisorische Tieftemperatur-Skala, PLTS-2000 (PDF-Datei), vorgeschlagen, die auf Basis des Dampfdrucks von 3He bis hinunter zu 0,9 mK skaliert. Im Überlappungsbereich der beiden Skalen zwischen 0,65 und 1 K gibt es aber kleinere Diskrepanzen. Nun hat die PTB einen Kompromissvorschlag erarbeitet, der als PTB-2006 die Skalen konsistent zusammenführen soll. Die PTB hofft, dass die nächste internationale Normierung (ITS-201x) in einigen Jahren diesen Vorschlag übernimmt.

Deutschlands oberste "Präzisionsfetischisten" in Braunschweig bieten zudem einen nützlichen neuen Web-Service an. Beim Schwere-Informationssystem (Gravity Information System) kann sich jeder über die örtliche Fallbeschleunigung informieren. Die wird im Rahmen der Genauigkeit des verwendeten ellipsoidischen Modells des Normalschwerfeldes je nach geografischer Position und Höhe ausgerechnet. So können Physiklehrer ihren Schülern endlich genaue Versuche vorführen und Supermärkte ihren Kunden mit "intelligenten" Waagen die korrekten Massen anzeigen – ist doch zum Beispiel ein Kilogramm Zucker in München deutlich leichter als in Hannover. So haben wir hier in unseren Redaktionsräumen in Hannover in der ersten Etage (60 m über NN) einen Wert g von 9,812649 +-0,000020 m/s2 und geht man die drei Meter hinunter auf die Straße, so steigt er schon auf 9,812655 m/s2. In München liegt g bei nur 9,8073 m/s2. Das macht bei einem Kilo – manche sagen immer noch zwei Pfund – Zucker immerhin ein gutes halbes Gramm Unterschied. (as)