Preisvergleichsportal Verivox unter Beschuss

Das Portal soll laut "Financial Times Deutschland" und "Handelsblatt" hohe Provisionen für neue Kunden von Teldafax kassiert und frühzeitig von dessen Zahlungsschwierigkeiten gewusst haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 155 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Das Online-Preisvergleichsportal Verivox sieht sich nach der Pleite des Stromanbieters Teldafax schweren Vorwürfen ausgesetzt. Das Portal, über das Verbraucher unter anderem Strompreise vergleichen können, soll nach Berichten des Handelsblatts und der Financial Times Deutschland (FTD) schon frühzeitig von den Zahlungsschwierigkeiten des Discounters gewusst und Extraprovisionen für die Weiterleitung von Kunden kassiert haben. Eine Verivox-Sprecherin wies die Vorwürfe laut dpa zurück.

Es gebe Hinweise darauf, dass Verivox-Manager schon 2009 von Liquiditätsschwierigkeiten bei dem Stromanbieter wussten, etwa zwei Jahre vor der Pleite, hieß es in den Berichten. Im Spätsommer 2009 sei die Zahlung von Provisionen an Verivox und andere Vertriebspartner über Wochen ausgesetzt gewesen, sagte demnach ein früherer Teldafax-Manager. Laut FTD und Handelsblatt hat er eine eidesstattliche Versicherung seiner Aussagen abgegeben.

Teldafax soll über Jahre ein Schneeballsystem betrieben haben, schreibt die FTD. Dieses habe so lange funktioniert, wie immer neue Kunden mit Vorkassezahlungen die Defizite im laufenden Geschäft deckten. Dafür seien Preisvergleichsportale wie Verivox existenziell gewesen, indem sie dem Discount-Stromanbieter viele Verbraucher rekrutiert hätten. Die Vergleichsrechner hätten Anbieter mit Vorkassemodellen systematisch bevorzugt. So seien Zehntausende Kunden zu Teldafax gelangt. Im Gegenzug habe Teldafax hohe Provisionen an Verivox und andere Webportale wie Check24 gezahlt. Laut Handelsblatt 130 Euro für jeden Kunden, der über das Vergleichsportal zu Teldafax kam.

Mitte Juni dieses Jahres hat Teldafax Insolvenz angemeldet und die Energielieferungen eingestellt. Kunden, die ihren Strom im Voraus bezahlt haben, sind die Leidtragenden. Rund 800. 000 Kunden warten laut Handelsblatt seit Juni 2011 auf die Rückzahlung ihrer meist voraus bezahlten Jahresrechnung. Preisvergleichsportale sind drauf angewiesen, als neutrale Instanz zu gelten. Insofern wiegen die Vorwürfe schwer. (anw)