Wahlarithmetik in Dresden

Wahl zeigt Paradoxien und Merkwürdigkeiten im bundesdeutschen Wahlverfahren auf.

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Von
  • Andreas Stiller

Seit heute Morgen 8:00 Uhr sind im Dresdener Wahlkreis 160 die Wahllokale geöffnet. Viel ändern an der Stimmverteilung kann die Nachwahl zwar nicht, trotzdem kommt ihr eine besondere Bedeutung zu. Die CDU könnte ein zusätzliches Direktmandat gewinnen - aber wegen des etwas merkwürdigen Berechnungsverfahrens bei zu vielen Zweitstimmen - mehr als 41266 - ein Listenmandat in Nordrhein-Westfalen verlieren. Erreicht die CDU weniger als 41266 aber mehr als 9408 Stimmen, so geht das Nordrhein-Westfalen-Mandat auch verloren, aber das Saarland gewinnt eines hinzu. Man kann also gespannt sein, ob Angela Merkel den Wählern in Dresden hat klarmachen können, sie möglichst nicht zu wählen -- jedenfalls nicht zu häufig.

Trägt man mal die Zahl der Mandate der CDU/CSU verglichen mit der SPD in Abhängigkeit der Zweitstimmen der CDU in Sachsen auf (mit den Werten für die anderen Parteien im Wahlkreis 160 von 2002), so zeigt sich das Dilemma in einem lustigen Auf und Ab der Mandate. Ob die CDU in Sachsen 560.000 Stimmen oder über eine Millionen bekommt -- an der Mandatsmehrheit von maximal drei Stimmen (+1 gegebenenfalls für das Direktmandat) ändert sich nichts.

So selten zeigt sich diese Eigenart der Wahlberechnung indes nicht - sie fällt jetzt nur in Dresden besonders auf. Hätte beispielsweise die SPD in Hamburg 20.000 Stimmen weniger bekommen, wäre das mit einem Mandat mehr belohnt worden. Die CDU hätte mit weniger Stimmen in Baden-Würtemberg kontern und so das Mandat wieder zurückholen können. Alle Merkwürdigkeiten und Paradoxien zum bundesdeutschen Wahlverfahren sind auf wahlrecht.de genau ausgeführt. (as)