Liberty Alliance und Microsoft: "Boxhandschuhe ausgezogen"

Statt sich auf dem lukrativen Gebiet des webbasierten Identitätsmanagements weiter zu bekriegen, wollen die Standardisierungs-Initiative und der Software-Multi künftig an einer Angleichung der Systeme arbeiten.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der neue Chef der Liberty Alliance, Roger Sullivan, sieht eine Kooperation mit Microsoft beim webbasierten Identitätsmanagement auf einem guten Weg. "Wir haben die Boxhandschuhe ausgezogen und versuchen jetzt, die Probleme unserer Kunden zu lösen", erklärte Sullivan gegenüber US-Medien. Der Oracle-Manager war Anfang des Jahres zum Nachfolger von George Goodman berufen worden, der zwei Jahre lang die Initiative geleitet hatte, die sich für einheitliche Standards im Bereich des Identitätsmanagements bei E-Government-, E-Commerce- sowie Social- und Mobile-Webservices einsetzt. Der Liberty Alliance gehören mehr als einhundert Unternehmen, Behörden und Organisationen weltweit an, darunter IBM, Oracle, Novell, Sun, Intel, Hewlett-Packard und Vodafone.

Zuletzt hatte die Liberty Alliance die finale Version von "ID-WSF 2.0" (ID Web Services Framework) veröffentlicht, das eine ganze Reihe von Spezifikationen für identitätsbasierte Webdienste enthält – darunter der so genannte People Service, der die Nutzung von Social-Software-Anwendungen wie Blogging, Instant Messaging oder Foto-Transfer sicherer machen soll. Software-Multi Microsoft setzt hingegen auf die XML-Web-Services-Architektur "WS-Star", die unter anderem Grundlage für das in .Net Framework 3.0 eingebettete CardSpace-Identitätsmanagement (früher InfoSpace) bildet. Wegen der Betriebssystem-Dominanz von Microsoft ist WS-Star inzwischen ebenfalls zu einem Industrie-Standard avanciert – was auch Liberty-Alliance-Chef Sullivan anerkennt. Ziel des Jahres 2007 sei deshalb vor allem, die Konvergenz im Bereich des Identitätsmanagements zu fördern.

Die Gespräche der Liberty Alliance mit Microsoft über eine Angleichung der Systeme seien freundlich und kooperativ verlaufen, erklärte Sullivan. In den kommenden Monaten wolle man gemeinsam mit Softwareherstellern Lösungen entwickeln, damit ID-WSF und WS-Star künftig reibungslos zusammenspielen, ohne dass Unternehmen teure Softwareanpassungen vornehmen müssen. Die Marktforscher von IDC hatten im Dezember festgehalten, dass der jahrelange Kampf der Systeme zu einer Verunsicherung in der Branche und zu Umsatzeinbußen geführt habe. Nach Beendigung der Standardisierungsdebatte könnten die mit Zugriffs- und Identitätsmanagementlösungen erzielten Erlöse laut IDC bis 2010 auf jährlich mehr als fünf Milliarden US-Dollar steigen. (pmz)