Microsoft unterstützt Creative Commons in Office

Mit einem Add-in für Word, Excel und Powerpoint 2003 will Microsoft den Benutzern seiner Office-Suite Gelegenheit geben, ihre Dokumente vor der Weitergabe mit einem Creative-Commons-Lizenzhinweis zu versehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 56 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Mit einem Add-in für Word, Excel und Powerpoint 2003 will Microsoft den Benutzern seiner Office-Suite Gelegenheit geben, ihre Dokumente vor der Weitergabe mit einem Lizenzhinweis der Creative-Commons-Initiative zu versehen.

Die weltweit agierende Non-Profit-Organisation Creative Commons hat sich dem Ziel verschrieben, einen Fundus allgemein zugänglicher Inhalte im Internet zu schaffen. Durch die Creative-Commons-Lizenzen soll die freie Nutzung geistigen Eigentums gefördert und ihre Überführung in den Bereich der Gemeingüter (Allmende) vereinfacht werden. Der Creative-Commons-Gründer, der Stanford-Professor Lawrence Lessig, war 2002 mit seinem Rechtsvorstoß gegen die Verlängerung der Urheberechtsfristen in den USA gescheitert. Nun will er mit den Creative-Commons-Lizenzen Alternativen schaffen, über die Autoren gezielt auf Nutzungsrechte gemäß dem Urbeherrecht ihres Landes verzichten können, wenn sie ihre Werke veröffentlichen.

Das jetzt erschienene Microsoft-Office-Add-in ergänzt Word, Excel und Powerpoint um einen Eintrag im "Datei"-Menü, der dem Benutzer einen Dialog mit den Lizenzvarianten von der Creative-Commons-Website öffnet und einen Lizenzvermerk nach Wahl ins Dokument einbindet. Anschließend wird per Logo und Link erkenntlich, dass das so behandelte Dokument unter einer bestimmten Creative-Commons-Lizenz steht. So bedeutet etwa Creative Commons Attribution NonCommercial-ShareAlike 2.0 (Namensnennung, Nicht-kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen), dass der geschützte Inhalt nur unter Nennung des Verfassers, ohne finanzielle Forderungen und ohne Änderungen der Lizenzbedingungen weitergegeben werden darf. Laut Auswahldialog kann man darüber hinaus festlegen, ob die gewählten Bestimmungen etwa nach US-amerikanischer oder deutscher Rechtsprechung zu interpretieren sind. Andere Varianten könnten auch jedwede Veränderung des geschützten Objekts ausschließen oder kommerzielle Verbreitung zulassen.

Freilich wäre es äußerst optimistisch zu vermuten, dass allein der Name des Lizenztyps jeden Leser über die festgelegten Rechte ins Bild setzt. Deshalb baut das Add-in außer dem Creative-Commons-Logo einen Link ins Dokument, der den Benutzer genau auf die Webseite mit den maßgeblichen Lizenzbeschreibungen führt. So haben es die Entwickler zumindest im Sinn gehabt; im Test stellte sich allerdings heraus, dass eben dieser Link derzeit ins Nirwana führt.

Einerseits scheint die Creative-Commons-Website seit der Add-in-Programmierung die Adressen für die Lizenzen geändert zu haben (so führt der Link für die angesprochene Lizenz in der deutschsprachigen Variante zu creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/germany, während die Lizenz auf der Website unter creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/deed.de zu finden ist. Andererseits beziehen sich die vom Add-in angebrachten Lizenzhinweise auf einen Versionsstand 2.0, der laut aktueller Webseite nicht mehr zur Wahl steht. Dort finden sich nämlich nur Beschreibungen für die Versionen 1.0 und 2.5. In der Konsequenz musss man damit rechnen, dass Betrachter eines per Add-in geschützten Dokuments achselzuckend auf weitere Nachforschungen zum dort eingebetteten, nicht funktionsfähigen Link verzichten und die intendierten Nutzungseinschränkungen einfach aus Unwissen übergehen. Da kann man nur hoffen, dass das Add-in für Microsofts Office-Paket noch eine Nachbesserung erfahren wird. (hps)