Mikroelektronik in Europa: Mit neuer Förderung Wettbewerbsfähigkeit stärken

Die Halbleiterbranche hat sich von dem Einbruch der Krise auf den Finanzmärkten recht gut erholt und werde in diesem Jahr bei einem Wachstum von 3 Prozent weltweit einen Umsatz von 307 Milliarden US-Dollar erzielen, hieß es vom ZVEI.

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Von
  • Richard Sietmann

Die Halbleiterbranche hat sich von dem Einbruch der Krise auf den Finanzmärkten recht gut erholt und werde in diesem Jahr bei einem Wachstum von 3 Prozent weltweit einen Umsatz von 307 Milliarden US-Dollar erzielen, erklärte Ulrich Schaefer vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) auf dem gemeinsam mit dem VDE veranstalteten VDE/ZVEI-Symposium Mikroelektronik in Berlin. Für 2012 erwartet der ZVEI eine Steigerung um knapp 7 Prozent auf 328 Milliarden und 2013 um 5,4 Prozent auf 346 Milliarden US-Dollar. Während die Umsatzzahlen branchentypisch stark von Preisschwankungen beeinflusst werden, lasse die Entwicklung der Stückzahlen verlässlichere Rückschlüsse auf das Wachstum der gesamten Branche zu. Sie sind seit 1991 von einem "langanhaltenden gleichmäßigen Wachstum von von 9 Prozent pro Jahr" gekennzeichnet gewesen und bis zum Juli 2011 bei weltweit 16 Milliarden produzierten ICs pro Monat angelangt.

Auf dem europäischen Markt sehe die Situation "leider nicht so schön aus", resümierte der ZVEI-Marktbeobachter. Hier habe der Umsatzanstieg von 2,5 Prozent jährlich zwischen 1995 und 2010 deutlich unter der durchschnittlichen Steigerungsrate des Weltmarktes von 6 Prozent pro Jahr gelegen, und der Anteil an den weltweiten Umsätzen sei kontinuierlich von 23 Prozent im Jahre 1991 auf 13 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Die Kraftfahrzeugelektronik "ist eigentlich unsere letzte Stärke, die wir in Europa noch haben", dagegen sei die Produktion von Bausteinen für die Kommunikationstechnik "aus Europa mehr oder weniger verschwunden". Und gemessen an der Zahl der Waferstarts, die der ZVEI-Experte zum Vergleich der Produktion auf dem Symposium präsentierte, sind Europas Hersteller hinter Japan, Taiwan, Südkorea, den USA und China auf den sechsten Platz vor Singapur zurückgefallen. "Wenn wir diesen Trend nicht stoppen", betonte Schaefer, "dann werden wir innerhalb der nächsten zehn Jahre die kritische Masse unterschreiten, die man braucht, um diesen Industriezweig aufrecht zu erhalten"

Der Gefahr, dass mit der Fertigung auch das Fundament der Forschung und Entwicklung verloren gehen könnte, will die EU-Kommission in dem Achten Forschungsrahmenprogramm unter dem Titel "Horizon 2020" entgegentreten, wie der Leiter des Referats Nanoelektronik in der Brüsseler Generalverwaltung, Willy van Puymbroeck, erläuterte. Es werde sich mit einem Gesamtvolumen von 80 Milliarden Euro für die FuE-Förderung im Zeitraum von 2014 bis 2020 auf sechs Schlüsseltechnologien – sogenannte "Key Enabling Technologies" – konzentriere, zu denen neben Neuen Materialien, Biotechnologie, Nanotechnologie, Produktionstechnik, Photonik auch die Mikro- und Nanoelektronik gehöre.

Eine 27-köpfige "High Level Group" hätte die Lage Europas in diesen Schwerpunktfeldern analysiert und elf Empfehlungen ausgesprochen, die zwar noch nicht förmlich verabschiedet wurden, aber derzeit in der Kommission diskutiert würden. Ein Ziel sei beispielsweise die Anpassung des Wettbewerbsrechts und die Regeln der staatlichen Förderung. So lautet eine der Empfehlungen, in Europa der Förderung dieselben Bedingungen zugrunde zu legen wie sie den Wettbewerbern in anderen Weltregionen gewährt werden. (jk)