IT-Trends Medizin: Neue Angebote rund um die Gesundheitskarte

Zum 1. Oktober starten die Krankenkassen mit der Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), um die gesetzliche Vorgabe zu erreichen, 10 Prozent ihrer Versicherten mit einer eGK auszustatten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 39 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Zum 1. Oktober starten die Krankenkassen mit der Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), um die gesetzliche Vorgabe zu erreichen, 10 Prozent ihrer Versicherten mit einer eGK auszustatten. Andernfalls werden ihnen Verwaltungsmittel gekürzt. Auf der Essener IT-Trends Medizin wurden Ansätze gezeigt, wie die Zukunft mit der eGK und den korrespondierenden Arzt- und Heilberufsausweisen aussehen mag.

Eröffnet wurde die auf einen Tag reduzierte Fachmesse für medizinische Informatik von Barbara Steffens, der Ministerin für "Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter" der Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Sie forderte die Anwesenden auf, sich für die Akzeptanz der neuen Karte zu engagieren. Patienten müssten den Mehrwert sehen können, den die Gesundheitskarte bringt. Stolz verwies sie auf den Wettbewerb IuK & Gender Med.NRW, bei dem 8,4 Millionen Euro in die Untersuchung eines geschlechtergerechteren Gesundheitswesens fließen. Insgesamt fördert NRW Telemedizin-Projekte mit 20 Millionen Euro. Außerdem gab die Ministerin den Startschuss für ein Pilotprojekt, bei dem die ersten 1000 Heilberufsausweise im Frühjahr an Physiotherapeutinnen und -therapeuten ausgegeben werden. Damit dieses Projekt starten kann, muss zunächst ein elektronisches Gesundheitsberuferegister (eGBR) aller Personen errichtet werden, die medizinische Leistungen im Gesundheitswesen erbringen.

Ausgenommen sind hier die Ärzte und Zahnärzte, die über ihre Kammern bereits mit elektronischen Heilberufsausweisen versorgt werden. Auch für diese Gruppe der Leistungserbringer hatte die IT-Trends eine Neuheit parat: Erstmals wurde vom Arztausweis-Hersteller medisgn ein Arztausweis mit Stapelsignatur demonstriert. Mit einer einzigen PIN-Eingabe können Ärzte mit ihrem gesteckten Ausweis künftig bis zu 254 Dokumente (elektronische Arztbriefe, später elektronische Rezepte) signieren, was künftig die Abläufe in einer Praxis oder auf einer Krankenhaus-Station erheblich erleichtern könnte.

Eine weitere Erleichterung, diesmal für die mehrwertsuchenden Patienten, zeigte eine vom Bochumer ZTG und Atos Worldline entwickelte Lösung namens Pay4Med. Hier wird die eGK mit einer Zahlungsfunktion erweitert, auf dass beim Arzt oder Apotheker zu zahlende Leistungen wie die Praxisgebühr mit der Gesundheitskarte direkt beglichen werden können. Dabei wird die Karte über einen Intermediär mit dem Bankkonto des Versicherten verbunden, von dem die Zahlungen abgebucht werden. Dieser Intermediär kann dem Versicherten detaillierte Aufstellungen für Gesundheitsleistungen liefern, soll aber gegenüber dem Arzt oder Apotheker die Daten so zurückhalten, dass diese keine Rückschlüsse auf die Finanzsituation eines Versicherten ziehen können. Auch die Krankenkassen bekommen keine Informationen, sollen aber Bonusleistungen im Rahmen von Sonderprogrammen so gestalten können, dass sie dem Intermediär-Konto gutgeschrieben werden.

Was von diesen demonstrierten Neuerungen wirklich in der Alltagspraxis der Ärzte, Zahnärzte und Krankenhäuser ankommt, ist aber noch nicht ausgemacht. Die siebte IT-Trends Medizin fand im Vorfeld einer Reihe von Veranstaltungen statt, in denen in Berlin die "Alternative 2012" verkündet wird. Unter diesem Namen wird derzeit ein Vorschlag der Krankenkassen verhandelt, bei der Einführung der eGK ab Oktober allein auf Gesundheitskarte und Lesegerät zu setzen und mit dieser einfachen Kombination auch die Online-Abfrage der Versicherten-Stammdaten zu bewältigen. All die Sicherheitsfeatures, mit denen Praxen und Krankenhäuser nur über einen die Kommunikation absichernden Konnektor mit externen Datenbeständen in Kontakt treten, wären damit auf eine unbestimmte Zukunft verschoben. Die Alternative 2012 ist somit ein idealer "Plan" für Kassen, die nur am Versichertenmanagement interessiert sind. Ob Ärzte, Zahnärzte und andere Leistungserbringer im Gesundheitswesen mit diesem weitgehenden Verzicht auf sichere Telematik einverstanden sind, bleibt abzuwarten. (jk)