Softwarepatente: Demos, Danksagungen und neue Ratsgerüchte

Polen hat eine Erklärung zum Standpunkt des EU-Rates zur Patentrichtlinie vorgelegt und so den Weg für seine Verabschiedung frei geräumt.

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Am Donnerstag wird der EU-Rat nicht wie zunächst beabsichtigt seine umstrittene Position zur Richtlinie über die Patentierbarkeit "computerimplementierter Erfindungen" absegnen. Entsprechende Angaben der EU-Kommission hat inzwischen auch ein Sprecher der luxemburgischen Ratspräsidentschaft gegenüber heise online bestätigt. Für das Abnicken des Standpunkts auf einem der kommenden Treffen des Ministergremiums ist der Weg allerdings prinzipiell frei: Die polnische Regierung, die sich mehrfach quer stellte, hat ihre angekündigte Zusatzerklärung zum Ratspapier inzwischen fertiggestellt (PDF). Für ihre Haltung bekommen sie am Mittwoch von Softwarepatentgegnern die Unterschriften einer Dankeserklärung ausgehändigt.

In ihrer Zusatzerklärung üben die Polen heftige Kritik an dem Standpunkt, da dieser nur scheinbar der Patentierbarkeit von Computerprogrammen entgegenwirke, in sich nicht schlüssig sei und die Interoperabilität einschränke. Die zur Schau gestellte Distanzierung hindert die anderen Regierungsvertreter aus den Mitgliedsstaaten aber nicht daran, das Konstrukt demnächst durchzuwinken. Dem Brüsseler Flurfunk nach sollen die Ampeln nun für eines der drei Ministertreffen in der kommenden Woche auf grün gestellt werden. Der Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur (FFII) hält daher an seinen geplanten Protestkundgebungen am morgigen Dienstag in Berlin und am Donnerstag in Brüssel fest. Gleichzeitig wollen sich die Softwarepatentgegner mit dem EU-Parlament solidarisieren, wo am Donnerstag der Antrag auf Neustart des Gesetzgebungsverfahrens offiziell beschlossen werden soll.

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(Stefan Krempl) / (anw)