Bwin gibt Zehntausende Kundendaten weiter

Der österreichische Wettanbieter hat etliche Briefumschläge mit den Postadressen seiner Kunden an einen Adresshändler weiterverkauft – angeblich, weil sich dieser als Briefmarkensammler ausgab. Der Datenhändler bestreitet diese Darstellung.

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Von
  • Johannes Haupt

Der Online-Wettanbieter Bwin hat Zehntausende Kundendaten an einen Datenhändler weiter gegeben. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtete, hat der Schweizer Adresshändler Hermes Direkt die Adressen von Bwin-Kunden verschiedenen Unternehmen zur Mietnutzung angeboten. Dabei handelt es sich um Daten von Briefumschlägen, die Hermes Direkt von Bwin erworben hat.

Der Wettanbieter bestätigte der Zeitung den Vorfall, gab allerdings an, selbst getäuscht worden zu sein. Demnach soll sich ein Hermes-Mitarbeiter als Briefmarkensammler ausgegeben haben. So habe er sich an Bwin geschickte Kundenbriefe besorgt. Zur Anzahl der weiter gegebenen Kundendaten machte Bwin keine Angaben, die WAZ berichtete unter Berufung auf interne Unterlagen von 110.000 übermittelten Adressen.

Jürgen Wolff, Geschäftsführer von Hermes Direkt, widersprach gegenüber heise online der Darstellung von Bwin. Das Unternehmen habe genau gewusst, worum es bei dem Geschäft gehe – "Gier frisst Hirn", ist laut Wolff das Credo bei solchen Geschäften. Bei Bwin habe Hermes Direkt "200 bis 300 Kilogramm Briefumschläge" abgeholt, nicht alle seien allerdings mit einer Absenderadresse versehen gewesen. Auf der Hermes-Seite stehen 52.000 Adressdaten von deutschen Bwin-Kunden zur Miete bereit – bei Nennung der Datenherkunft seien Mailings an diese Kunden absolut mit dem Schweizer Datenschutzrecht vereinbar, behauptet Wolff. Ein Bwin-Sprecher war für heise online bislang nicht für eine Stellungnahme zum Thema erreichbar.

[Update 27.09.] Ein Bwin-Sprecher beteuerte im Gespräch mit heise online nochmals, der Adresshändler habe sich als Briefmarkensammler ausgegeben. Im April seien 270 Kilogramm alte und leere Umschläge verkauft wurden, die von Briefwettenkunden stammten. Davon gebe es allerdings nur noch "eine dreistellige Anzahl" – mehrere Zehntausend Datensätze könnten auf diesem Weg kaum generiert worden sein.

Bwin bedauere die Situation, gerade weil das Unternehmen im Internet Maßstäbe beim Datenschutz setze. Dass es keinen bewussten Adresshandel gegeben habe, sei schon daran abzulesen, dass Bwin für die Umschläge nur einige Hundert Euro erhalten habe (1,88 Euro pro Kilogramm). Der Wettanbieter hat nach eigenen Angaben seinen Anwalt damit beauftragt, rechtliche Schritte gegen Hermes zu prüfen. (jh)