Bezahlen mit dem Handy stößt auf Ablehnung

Voraussichtlich 141 Millionen Menschen weltweit werden in diesem Jahr ihre Rechnungen mit Hilfe eines Mobiltelefons begleichen. Sicher ist: sie kommen nicht aus Deutschland.

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Von
  • Marzena Sicking

Während das Bezahlen per Handy weltweit boomt, überwiegt bei den Bundesbürgern die Skepsis, die Mehrheit lehnt das Verfahren (noch) ab. Auf diesen Zug müssen wohl doch nur Händler aufspringen, die es auf internationales Publikum abgesehen haben.

So sollen es in diesem Jahr laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Gartner mehr als 141 Millionen Menschen sein, die ihre Rechnungen per Mobiltelefon begleichen – weltweit. Das wäre eine Steigerung um mehr als 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Klingt nach viel, ist es aber gar nicht, wie auch die Analysten von Gartner zugeben. Die sprechen denn auch nur von einem "soliden" Anstieg, der vor allem in den Entwicklungsländern deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibe.

Wenn es um das vielerorts so hochgejubelte Bezahlverfahren geht, ist auch Deutschland noch ein Entwicklungsland und will es offensichtlich auch bleiben. Denn die große Mehrheit der Bundesbürger steht mobilen Zahldiensten eher reserviert gegenüber. Nur jeder Vierte freut sich auf die neuen Möglichkeiten, 54 Prozent lehnen eine entsprechende Nutzung komplett ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Unternehmensberatung Putz & Partner.

Hauptkritikpunkt ist die Sicherheit: 45 Prozent der Befragten trauen keinem Unternehmen zu, die geforderte Sicherheit für das Mobile Payment wirklich gewährleisten zu können. Wobei Banken noch besser abschneiden, als TK-Anbieter. Nur 17 Prozent trauen Telekommunikationshäusern die nötige Kompetenz zu.

Wer die neue Technik begrüßt, zeigt sich denn auch sehr vertrauensvoll: Bis zu 1000 Euro würden 30 Prozent der Befürworte als Abbuch-Limit pro Tag erlauben, 21 Prozent würden die Grenze lieber bei 400 Euro am Tag ziehen.

Die nötige Technik mögen die Anbieter mobiler Zahlungssysteme also schon haben, das Vertrauen der Kunden müssen sie sich aber noch erarbeiten. Und die wollen vor allem eines: garantierte Sicherheit.

Die kann beispielsweise Googles neuer Dienst "Wallet" offensichtlich nicht bieten, denn die deutschen Sparkassen lehnen das neue Handy-Bezahlsystem aus Datenschutzgründen ab. Für eine Zusammenarbeit müssten erst deutsche Anforderungen an die Datensicherheit erfüllt sein, sagte ein Sprecher gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus: "Das sehen wir derzeit nicht." Der Kundenkreis dürfte aber auch ohne diesen Warnruf sehr klein bleiben: Wer das System benutzen will, braucht derzeit nicht nur das Google-Smartphone "Nexus S" (mit NFC-Chip), sondern auch eine Mastercard-Kreditkarte der Citibank oder eine Prepaid-Karte von Google und muss außerdem im Netz des US-Mobilfunkanbieters Sprint eingebucht sein. (Marzena Sicking) / (map)