Blindes Vertrauen in Online-Banking in Österreich

Die österreichische Bank BA-CA veröffentlichte Zahlen über die bei ihren Kunden aufgetretenen Phishing-Versuche.

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Annähernd neun von zehn Österreicher mit Online-Konto vertrauen den Sicherheitsvorkehrungen ihrer Bank. Gleichzeitig ist das Problembewusstsein gering. Nur 71 Prozent der österreichischen Internetuser schützen ihren Computer mit einem Virenscanner, gerade 55 Prozent nutzen eine Firewall, und erschreckend geringe 29 Prozent halten ihr Betriebssystem aktuell. Das sind die mehr oder weniger ehrlichen Antworten auf eine Umfrage der Marktforscher von Integral. Auftraggeber war die größte Bank des Landes, Bank Austria Creditanstalt (BA-CA). "Trotz Phishing, Pharming und Co. ist das Kundenvertrauen in das Internet-Banking sehr groß", sagt Robert Zadrazil, BA-CA Vorstand für IT. "Die Internet-Sicherheit ist aber nicht nur eine Frage der Technologie, sondern sie setzt auch das richtige Risikoverhalten der Anwender voraus."

Gut jeder vierte Österreicher (28 Prozent) ab 14 Jahre hat mindestens ein Konto mit Online-Banking. Mit 26 Prozent möchten fast ebenso viele keinen Online-Zugriff auf ihre Konten. Weitere fünf Prozent planen, ihre Bankgeschäfte ins Web zu verlegen, und 38 Prozent sind gar nicht online. Die "Online-Banker" greifen im Durchschnitt 9-mal pro Monat online auf ihr Konto zu. 58 Prozent fragen mindestens 1-mal pro Woche ihren Saldo ab, 42 Prozent tätigen wöchentlich Überweisungen. Ebenso häufig erteilen drei von hundert Order im Wertpapierbereich.

Die BA-CA konnte 2006 die Zahl ihrer Online-Kunden um 6,6 Prozent auf rund 500.000 erhöhen. Jeder vierte Auftrag im privaten Zahlungsverkehr wird online erteilt. Erstmals wurden auch Zahlen über die Phishing-Versuche veröffentlicht. Die Bank war 2006 von vier Wellen betroffen. Im Januar mussten 60 Konten gesperrt werden. Trauriger Höhepunkt waren 250 Sperren im August. Der Oktober (140) und der Dezember (16 Sperren) deuten zurückgehenden Erfolg der Phisher an.

Über Schadenssummen verrät die Bank nichts, gibt aber an, acht von zehn betrügerischen Überweisungen zurückgeholt haben zu können. Die Erfolgswahrscheinlichkeit sei umso höher, je früher Betroffene Alarm schlügen. 65 Personen wurden im Vorjahr angezeigt oder haben sich selbst angezeigt, nachdem sie als Finanzagenten gestohlenes Geld weitertransferiert hatten. Betrüger hatten sie dazu unter verschiedensten Vorwänden wie Jobangeboten oder Lotteriegewinnen angestiftet.

Schwach ausgeprägt dürfte auch das Wissen um die Risken sein. Denn nur 36 Prozent aller Österreicher ab 14 Jahren kennen den Begriff "Phishing", lediglich 16 Prozent das Wort "Pharming". Die Vokabeln "Trojaner" (54 Prozent), "Würmer" (61 Prozent) und "Viren" (77 Prozent) sind etwas weiter verbreitet. Auf die Frage, ob das Wort Phishing "in letzter Zeit besonders im Zusammenhang mit 'Internet Banking' im Gespräch" gewesen wäre, antworteten nur 22 Prozent mit Ja. In diesem Zusammenhang erinnerte sich nur jeder Achte an Trojaner, jeder Fünfzigste an Pharming. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)