Führender US-Politiker wirft China massive Cyber-Spionage vor

Mike Rogers, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des US-Repräsentantenhauses, sieht die chinesische Regierung als Drahtzieher eines "massiven Handelskriegs" übers Internet und fordert ein Einschreiten der Verbündeten.

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Mike Rogers, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des US-Repräsentantenhauses, sieht die Volksrepublik China als Drahtzieher eines "massiven Handelskriegs", der übers Internet "gegen uns alle" geführt werde. Die von dem Republikaner ausgemachte umfassende chinesische Cyber-Spionage habe ein "nicht mehr tragbares Ausmaß" erreicht, erklärte Rogers während einer Anhörung am Dienstag in Washington. Die USA müssten daher gemeinsam mit ihren Verbündeten in Europa und Asien ihren bedeutsamen diplomatischen und wirtschaftlichen Einfluss geltend machen und der "Plage" sowie der "Piraterie" Einhalt gebieten.

Rogers beklagte vor allem einen "Diebstahl geistigen Eigentums" industriellen Ausmaßes. Als Beispiel nannte er die Angriffe auf Netzwerke von Google, die im vergangenen Jahr bekannt geworden waren und bei denen wertvolle Dokumente abhanden gekommen seien. Dieser Fall stelle aber nur die Spitze eines Eisbergs dar. Andere Firmen sprächen hinter verschlossenen Türen immer wieder von Attacken, die in China ihren Ursprung hätten. Die Cyber-Angriffe seien so raffiniert, dass hinter ihnen staatliche Unterstützung stehen müsse. Ihm sei keine andere Spionagetätigkeit einer Regierung in der Geschichte bekannt, bei dem es offen um das Stehlen von Daten aus Unternehmen gehe. Daher reiche es nicht mehr aus, allein die IT-Sicherheit im eigenen Land und den Informationsaustausch darüber zu verbessern.

Der frühere Chef der CIA und der National Security Agency (NSA), Michael Hayden, zeigte sich in der Anhörung ebenfalls erschüttert über die Tiefe und die Ausdauer der chinesischen Spionagebemühungen im Internet gegen die USA. Dass die Öffentlichkeit deren wahren Ausmaße noch nicht überblicke, liege auch an zu hohen Geheimhaltungsauflagen innerhalb der Regierung. Arthur Coviello, der Vorstandsvorsitzende der Sicherheitsfirma RSA, deren Authentifizierungsdienst SecurID jüngst gehackt wurde, sprach von Elementen einer "fortgeschrittenen, andauernden Bedrohung bislang unbekannten Ausmaßes". Die eigenen Systeme seien über gezielte E-Mail-Angriffe an Mitarbeiter kompromittiert worden. Kevin Mandia vom Sicherheitsdienstleister Mandiant beklagte, dass "das geistige Eigentum unserer Nation weiter in die falsche Hände fließt" und dies die Wettbewerbskraft der USA untergrabe.

Die chinesische Regierung hat die Anschuldigungen vehement von sich gewiesen. Ein Vertreter der chinesischen Botschaft in den USA betonte gegenüber der Washington Post, dass es sich um ungerechtfertigte und unverantwortliche Vermutungen handle. China sei selbst wiederholt Opfer internationaler Hackerangriffe geworden und stelle sich daher energisch gegen kriminelle Handlungen. China arbeite hart mit der internationalen Gemeinschaft zusammen, um den Cyberspace sicherer zu gestalten. US-Regierungsstellen bezichtigen Peking seit Längerem, in Onine-Attacken verwickelt zu sein, und fordern eine stärkere internationale Debatte über derartige Konflikte. (anw)