Die Leitfigur der PC-Geschichte

Steve Jobs begründete die PC-Ära, mit iPhone und iPad läutete er ihr Ende ein. Am Mittwoch verstarb Steve Jobs, der wie kaum ein anderer aus der IT-Branche in den letzten Jahren die gesamte Gesellschaft und die Art, wie IT-Technik eingesetzt wird, prägte.

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Von
  • Jürgen Kuri

Steve Jobs (1955 - 2011)

Am Mittwoch ist Steve Jobs verstorben, ein Mann, der wie kaum ein anderer aus der IT-Branche in den letzten Jahren die gesamte Gesellschaft und die Art, wie IT-Technik eingesetzt wird, prägte. Sowohl das Design der Geräte, ihre Software, die – oft überraschend auf bislang gewohnte Funktionen verzichtende – Hardware als auch zuletzt das gesamte Ökosystem, das Hardware und Software verbindet.

Zusammen mit Stephen Wozniak gründete Steve Jobs die Computerfirma Apple, nachdem beide zunächst im halblegalen Geschäft mit so genannten Blue Boxes reüssieren wollten. Während Wozniak für die Hardware zuständig war, organisierte Steve Jobs den ganzen Rest. Mit dem Apple 1 und vor allem dem Apple II trugen sie bereits mit dazu bei, dass Computer für jeden erschwinglich wurden und die PC-Ära begann.

Mit dem Mac läutete Apple unter Jobs die nächste IT-Revolution ein: Was den Macintosh auszeichnete, war nicht die Hardware, sondern die Software. Der Rechner war der erste grafische Desktop, der sich in größeren Stückzahlen verkaufte. Das Werbevideo für den Mac ("Apple Computer will introduce the Macintosh. And you'll see why 1984 won't be like '1984'.") formulierte den Anspruch, das Computer keine Herrschaftstechnologie sind.

Andy Hertzfeld, der maßgeblich an der Entwicklung des ersten Apple Macintosh beteiligt war und aktuell an Google+ arbeitet, erzählte eine Anekdote, um die Rolle von Steve Jobs bei Apple deutlich zu machen. Bei der Entwicklung des Macs war Jobs besessen davon, den besten Computer der Welt zu bauen. Und dazu gehörte seiner Meinung nach auch, dass der Rechner möglichst schnell booten sollte. Der 68000-Mikroprozessor war zehnmal schneller als der Chip des Apple II. Doch wegen der schmalen RAM-Ausstattung war der Mac immer wieder darauf angewiesen, Daten von der Floppy Disk zu laden. Und das dauerte. Um den Entwickler Larry Kenyon anzuspornen, einen schnelleren Boot-Loader zu programmieren, wählte Steve Jobs nach der Erzählung von Andy Hertzfeld folgenden Vergleich: Er solle sich vorstellen, dass in fünf Jahren fünf Millionen Macs im Betrieb wären, die mindestens einmal am Tag gestartet werden. Wenn es gelänge, den Boot-Vorgang um zehn Sekunden zu verkürzen, summiere sich das auf 50 Millionen Sekunden am Tag. Er könne die Zeit von Dutzenden Menschenleben retten, wenn der Mac nur schneller hochfahre. Angetrieben von Jobs sei es Kenyon dann gelungen, den Bootvorgang um mehr als zehn Sekunden zu verkürzen.

Es gibt Leute, die diese Motivationsmethode von Steve Jobs als das Auslegen eines Reality Distortion Fields kritisieren, einer Stimmung, die davon überzeugt, dass der nächste Computer, die neue Software oder die Ersteigung eines 8000ers im Himalaya so einfach ist wie der Biss in einen Apfel. Schließlich war es Steve Jobs, der das erste Logo von Apple nach einem Kupferstich entwickelte, der Isaac Newton unter einem Apfelbaum zeigt. Andy Hertzfeld jedenfalls sprach vom Charisma des Steve Jobs. "Er war das Herz und die Seele und der Motor."

Im Jahre 1985 verließ Jobs Apple, laut einiger Insider unter anderem deswegen, da er mit dem von ihm selbst eingebrachten Geschäftsführer John Sculley eine Auseinandersetzung um den "Knowledge Communicator" der Zukunft hatte – und verlor. Ernsthafte Konflikte entstanden zudem dadurch , dass Apple in eine Krise rutschte, als der Mac-Absatz wenige Monate nach seiner Präsentation ins Stocken geriet.

Bei Apple entstand dann der Newton, der einzige Rechner, der der "Schwerkraft widersteht" (Sculley). Bei Jobs' nächster Firma wurde der NeXT gebaut, die schwerste Unix-Workstation ihrer Zeit. Beide Rechnerlinien scheiterten, wobei der NeXT und sein Betriebssystem NeXTStep nicht nur als Geburtshelfer des WWW und als Grundsein unter anderem für Mac OS X heute als Sieger dastehen.

Im Jahre 1996 kaufte Apple die Jobs-Firma NeXT für 402 Millionen US-Dollar auf und installierte wenig später Jobs als neuen Chef. Zu seinen Verdiensten als neuer/alter Firmenchef gehört die Unifizierung der Firma, die, ausgehend von NeXTStep, das Betriebssystem Mac OS X entwickelte und die ehemaligen Newton-Entwickler bei der Firma Pixo dazu animierte, die Software für den iPod zu entwickeln. Ohne ein zünftiges Reality Distortion Field hätte es keines der disparaten Teile geschafft, erfolgreiche Produkte auf den Markt zu bringen.

Mit iPod, iTunes, iTunes Music Store und schließlich dem bahnbrechenden iPhone, das Smartphones und damit das mobile Internet für jeden zugänglich machten, revolutionierte Apple unter Steve Jobs nicht nur die Computer-Branche. Mit dem iPhone und vor allem dem iPad, dem ersten für jeden einsetzbaren Tablet-Computer, läutete Jobs das Ende der PC-Ära ein, die er mit Apples ersten Rechnern selbst mitbegründet hatte. (jk)