Zukunftskongress TOC: Lesen wird sozial und vernetzt

Die O'Reilly-Konferenz am Vortag der Buchmesse nahm zentrale Themen des Branchentreffens bereits vorweg. So soll Lesen dank ständig mit dem Internet verbundener Tablets und E-Book-Reader zunehmend zu einem sozialen Erlebnis werden.

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Von
  • Johannes Haupt

Das Aufkommen von E-Books führt zu einem veränderten Nutzungsverhalten von Medien. Auch das Leseerlebnis befindet sich im Wandel und wird mehr und mehr zum sozialen Prozess. Das sind zentrale Thesen der von O'Reilly organisierten Fachkonferenz Tools of Change, die im Vorfeld der Buchmesse in Frankfurt stattfand.

Zukunftskongress Tools Of Change

"Die Menschen bezahlen nicht für Inhalte, sondern für Kontext und Gemeinschaft", war die Kernbotschaft der Keynote von Bob Stein. Stein, der 1992 zu den Pionieren des digitalen Publizierens gehörte, entwickelte an seinem Institute for the Future of the Book ein neues soziales E-Book -Format. Beim "SocialBook" tauschen sich Leser typischer Weise mit dem eigenen Freundeskreis über die Inhalte eines Buches beziehungsweise bestimmter Seiten aus. Auf Wunsch lassen sich aber auch die Anmerkungen und Unterstreichungen von Dritten oder auch Kommentare des Autors einblenden.

Nahezu alle Vortragenden waren sich einig, dass reine E-Book-Reader und multifunktionale Tablets und Smartphones mittelfristig koexistieren würden und beide Gerätegattungen für die Verlagsbranche von Bedeutung sind.David Gosen vom Marktforschungsinstitut Nielsen untermauerte das mit Zahlen: Gegenwärtig seien weltweit 15-20 Millionen elektronische Lesegeräte im Umlauf (50-70 Millionen Tablets), dieser Wert könnte sich in den nächsten zwölf Monaten verdoppeln. Während Multimedia-Tablets eher hochpreisig angeboten werden und auch teuer bleiben (allen voran das iPad), bewege sich der Preis reiner Lesegeräte immer mehr Richtung Nullpunkt. Das Geld werde bei Kindle & Co. nicht mit der Hardware, sondern mit den Inhalten verdient.

David Gosen von Nielsen

Gosen verwies darauf, die Käufer elektronischer Lesegeräte seien im Vergleich zu Tablet-Käufern eher weiblich, älter und besserverdienend. Damit würde diese Käufergruppe eher die klassischen Buchkäufer wiederspiegeln als typische Early Adapter. E-Book-Reader würden zudem weniger häufig ausgeliehen als Tablets, die Nutzung sei privater. Dazu passe auch, dass Lesegeräte eher mit ins Bett genommen werden, während Tablets typische Couch-Geräte seien und immer mehr auch parallel zum Fernsehen genutzt würden.

Mit der zunehmenden Verbreitung der Geräte ändere sich auch das Mediennutzungsverhalten, es werde immer mehr auf verschiedenen Geräten und im Austausch mit anderen Lesefreunden geschmökert. Fast ein Viertel der Besitzer eines E-Book-Readers würden auch ein Tablet ihr Eigen nennen. Wer auf seinem Tablet auch liest, verbringt damit immerhin 52 Minuten täglich. Die Leute würden immer ungeduldiger: Langwierige Übertragungen würden nicht mehr toleriert, nach dem Erwerb digitaler Literatur wollten Konsumenten sofort auf einem Gerät ihrer Wahl loslesen. Nur wenn die Bedürfnisse der Konsumenten verstanden und diese richtig angesprochen würden, könnten Lesefreunde im digitalen Zeitalter dauerhaft für das eigene Unternehmen begeistert werden. Dazu müssten Verleger online, mobile und vernetzt denken, erklärte Gosen. (jh)