Krach in Berliner Gründerszene

Eine Anti-Copycat-Initiative des Berliner Startups 6Wunderkinder bezeichnet Vorzeige-Gründer und Wagniskapitalgeber Lukasz Gadowski als "asoziale Hetzkampagne". Das oberste Wunderkind versucht nun die Wogen zu glätten.

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Von
  • Johannes Haupt

Lukasz Gadowski, Gründer des T-Shirt-Bedruckers Spreadshirt und Geschäftsführer der Berliner Investmentgesellschaft Team Europe, hat das Berliner Startup 6Wunderkinder wegen dessen "Anti-Copycat"-Initiative scharf angegriffen. Es handele sich um eine "asoziale Hetzkampagne", einen "Hass-Cocktail", klagte Gadowski am Freitag in seinem Blog.

Die 6Wunderkinder, Entwickler der populären Aufgabenverwaltung Wunderlist, hatten in ihrem Unternehmensblog eine "Anti-Copycat Revolution" ausgerufen. Während US-amerikanische Unternehmen innovativ seien, hätten sich deutsche Gründer zumeist die Übernahme erfolgreicher Geschäftsmodelle beschränkt – etwa von Facebook, Groupon und Airbnb. Doch herrsche in Berlin-Mitte inzwischen ein neuer Gründergeist, für dessen Projekte es nun endlich auch Investorengeld gebe – genannt werden einige Berliner Startups, darunter tape.tv, txtr, Wooga, Amen und die 6Wunderkinder selbst.

Das von Gadowski geführte Team Europe gehört neben Rocket Internet, der Gründungsgesellschaft der Samwer-Brüder, zu den aktivsten Inkubatoren. Das Unternehmen hielt unter anderem bedeutende Anteile am sozialen Netzwerk Studivz (gekauft von Holtzbrinck) und am Shoppingclub Brands4Friends (gekauft von Tengelmann, inzwischen ebay). Zum aktuellen Portfolio zählen der Bestellservice Lieferheld und der Brillenversand MisterSpex.

Gadowski wirft den Wunderkindern vor, eine PR-Kampagne auf Kosten seines Unternehmens zu fahren und dabei bewusst "Hass, Missgunst und Zwietracht" in der Startup-Szene zu säen. 6Wunderkinder-Chef Christian Reber würde auch in Online-Foren und auf Kongressen gegen Team Europe polemisieren und von einer Zusammenarbeit abraten. Dabei seien die 6Wunderkinder kaum innovativer als etwa das Team-Europe-Projekt Lieferheld, beide Unternehmen hätten eine schon bestehende Geschäftsidee modifiziert.

Christian Reber versuchte gegenüber heise online, der Debatte die Schärfe zu nehmen. Man sollte gemeinsam darauf hinarbeiten, Innovationen in der Berliner Startup-Szene hervorzuheben: "Jeder, der darauf hinarbeitet, Lukasz eingeschlossen, ist ein Teil dieser großartigen Bewegung". Der Geschäftsführer betonte außerdem, bei den zur "Anti-Copycat Revolution" hinzugezählten Unternehmen handele es sich um eine Auswahl der 6Wunderkinder, es gebe keinerlei "Verschwörung". Gadowski hatte diese Startups als Unterstützer der Initiative gewertet und in seinem Beitrag teilweise ebenfalls scharf angegriffen. (jh)