Top500 der Supercomputer: IBM weiter auf dem Vormarsch

Fast die Hälfte aller Systeme in der 27. Top500-Liste der Supercomputer stammen von IBM. Das schnellste europäische System arbeitet in Frankreich und kommt auf Platz 5, der schnellste deutsche Rechner landet auf Platz 8.

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Von
  • Andreas Stiller

"Big Big Blue" und "IBM enteilt", so hießen bereits die Überschriften zu den beiden letzten Top500-Listen der Supercomputer – und auch diesmal legt IBM noch einen drauf: Fast die Hälfte aller Systeme in der am heutigen Mittwoch zur Eröffnung der Konferenz International Supercomputer 2006 in Dresden präsentierten 27. Top500-Liste stammen von IBM. Mit 243 Systemen konnte IBM den Vorsprung seit der letzten Liste vom November 2005 mit damals 219 Systemen noch einmal deutlich ausbauen. Mit 154 (vorher 169) Systemen folgt HP, dann weit dahinter Dell (22), Cray (16) und SGI (12).

In der Gesamtrechenleistung ist IBMs Dominanz mit 54 Prozent noch klarer. Allein 25 Blue-Gene-Systeme konnten sich platzieren, ganz vorne weiterhin unangefochten die eServer Blue Gene Solution an den Lawrence Livermore Labs, die mit ihren 131.072 Prozessoren und 280,6 TeraFlop/s einsam und allein an der Spitze steht. Ihm folgt der kleinere Blue-Gene-Kollege am IBM Thomas J. Watson Research Center, der 91,2 TeraFlop/s Linpack-Rechenleistung zustande bringt. Auf Platz 3 folgt ebenfalls ein IBM-System, allerdings bestückt mit 12.208 Power5-Prozessoren im eServer 575, das sich mit 75,8 Teraflop/s noch klar vor dem NASA-Rechner Columbia absetzen konnte, dessen 10.160 Itanium-2-Prozessoren im SGI Altix 51,9 TeraFlop/s erreichen.

Auf dem fünften Platz kommt der schnellste Europäer, ein NovaScale-5160-System mit 8704 Itanium-2-Prozessoren, der im französischen Commissariat à l'Energie Atomique arbeitet. Mit seinen 42,9 Teraflop/s konnte er die deutsche Konkurrenz des Forschungszentrums Jülich mit 37,3 TeraFlops knapp überflügeln. Dazwischen liegen aber noch der Dell-Xeon-Cluster der Sandia National Labs und das Opteron-System des Tokyo Institute of Technology, das mit den ansonsten nirgends erhältlichen 8-Prozessor-Boards der Sun Fire 4600 bestückt ist. Die 38,3 TeraFlop/s sind dabei noch ohne die Clearspeed-Coprozessorkarten ermittelt, die das System zusätzlich deutlich beschleunigen sollen. Das schnellste europäische System der vorherigen Liste, der mit PowerPC-Processoren bestückte spanische Marenostrum in Barcelona – der auf heise open ausführlich vorgestellt wird – wurde mit seinen 27,9 Teraflop/s auf Platz 11 abgedrängt.

Mit seinem achten Platz ist das Blue-Gene-System des Forschungszentrums Jülich immerhin das erste deutsche System seit fünf Jahren, das es wieder in die Top 10 schaffte. Insgesamt aber hat Deutschland weiter an Boden verloren, mit nur noch 17 platzierten Systemen ist es ins Mittelfeld abgestiegen – noch vor vier Jahren war es mit über 60 Systemen klar die Nummer zwei hinter den Vereinigten Staaten. Inzwischen wurde es von Großbritannien (35), Japan (29) und China (28) überholt. Bei den Prozessoren sind Xeon/Pentium 4 am häufigsten zu finden (265 Systeme). Intel hat aber gegenüber der letzten Liste (285) etwas verloren, zumal auch der Itanium auf dem absteigenden Ast ist (37 gegenüber 46). Demgegenüber hat der Opteron hat mit 80 Systemen gegenüber 55 in der letzten Liste an Boden gut gemacht. Auffällig bei den Xeon- und Opteron-Rechnern ist der hohe Grad an Blades: 204 Supercomputer in der Top500-Liste wurden aus Blades zusammengestellt.

Mit 2,79 PetaFlop/s hat die Gesamtleistung der in der Top500-Liste versammelten Rechenpower um 21 Prozent gegenüber der letzten Liste zugenommen. Damit ist die Dynamik der Supercomputersperformance aber etwas abgeschwächt: in den Halbjahren zuvor war meist 30 Prozent und mehr Steigerung üblich.

Die Top 10 der 27. Top500-Liste der Supercomputer

Platz Rechner (Hersteller) Betreiber Land Platz im
November 2005
Prozessoren Rmax [TFlop/s]
1 eServer BlueGene (IBM) DOE/NNSA/LLNL USA 1 131072 PowerPC440, 700 MHz 280,6
2 eServer BlueGene (IBM) IBM, Thomas Watson USA 2 40960 PowerPC440, 700 MHz 91,3
3 ASCI Purple - eServer pSeries p5 575 DOE/NNSA/LLNL USA 3 12208 Power5, 1,9 GHz 75,8
4 Columbia (SGI) NASA USA 4 10160 Itanium 2, 1,5 und 1,6 GHz 51,9
5 Novascale 5160 Commissariat a l'Energie Atomique (CEA) Frankreich - 8704 Itanium2 1,6 GHz 42,9
6 Thunderbird Dell PowerEdge 1850 Sandia National Laboratories USA 5 9024 Xeon, 3,6 GHz 38,3
7 GSIC Center Tokyo Institute of Technology Japan - 10368 Opteron 2,4/2,6 GHz 38,2
8 eServer BlueGene (IBM) Forschungszentrum Jülich Deutschland 6 16384 PowerPC440, 700 MHz 37,53
9 Red Storm (Cray) Oak Ridge National Labs USA 10 10880 Opteron, 2,4 GHz 36,6
10 Earth Simulator (NEC) Earth Simulator Center Japan 7 5120 NEC SX6 35,9

(as/c't) / (jk)