Web 2.0 soll Kassen der Musikindustrie klingeln lassen

Im Rahmen der Musikmesse Midem in Cannes beschäftigt sich die Musikindustrie intensiv mit Lizenzmodellen für Web-2.0-Plattformen.

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Von
  • Monika Ermert

Bei der morgen startenden Musikmesse Midem in Cannes wird außer dem digitalen Markt im Allgemeinen auch speziell das Web 2.0 eine wichtige Rolle spielen: An dem jüngsten Hype um nutzergenerierte Inhalte möchte auch die Musikindustrie mitverdienen. So verhandelten derzeit viele Betreiber solcher Plattformen mit Musiklabels über mögliche Lizenzen zur Abgeltung von Urheberrechten, sagte Michael Downing von der Videoseite GoFish beim der Midem vorangehenden Midemnet Forum. GoFish habe bereits im Jahr 2005 den ersten Deal mit Universal geschlossen, um die von Nutzern in ihren Videos verwendete Musik zu lizenzieren, so Downing.

Auch der Sprecher der deutschen GEMA, Hans-Herwig Geier, bestätigte gegenüber Heise Online: "Wir sind mit Google im Gespräch bezüglich der Lizenzen." Nach wie vor stünden Nutzungsintensität von Musik im Internet in keinem Verhältnis zu den Erlösen, die bei den Autoren ankämen, sagte Geier. Nachdem man erst einmal eine Zeitlang zwischen YouTube und Google hin-und hergeschickt worden sei, liefen die Gespräche nun gut. "Wir behalten uns auch hier vor, juristisch vorzugehen", so Geier.

Gespräche über ein international koordiniertes Vorgehen der Verwertungsgesellschaften gegen Plattform- und Technikprovider sollen im Rahmen der Midem unter der Ägide der Dachorganisation BIEM stattfinden. "Es reicht nicht, dass wir unsere Hausaufgaben in Deutschland machen," sagte Geier mit Blick auf die gegen Rapidshare erwirkte einstweilige Verfügung, der am Montag eine weitere gegen einen anderen deutschen Plattformbetreiber folgen soll. Es handele sich um ein internationales Problem.

Universal-Music-Präsident Larry Kenswil, dessen Unternehmen vor kurzem mit Google eine Einigung über eine Generallizenz für die Nutzung des Universal-Katalogs für YouTube erzielt hatt, betonte beim Midemnet-Forum, dass die Musikunternehmen künftig stark auf diese Einnahmen setzten. "Wir brauchen eine Vielzahl verschiedener Kanäle," sagte Kenswil. YouTube müsse künftig nur von seiner Seite entfernen, was den Künstlern selbst nicht gefalle.

Auch der Independent-Sektor will da nicht draußen bleiben. "Wir haben bereits Diskussionen mit einer Reihe von Anbietern gestartet," sagte Charles Caldas, CEO der neu gegründeten Dachorganisation der Indie Labels, Merlin. "Wir hoffen, bereits bei dieser Midem eine erste Vereinbarung ankündigen zu können." Bislang hätten sich Videoanbieter wie MTV geweigert, den Indies ebenso Lizenzgebühren zu bezahlen wie den großen Labels. Mit Merlin repräsentiere man immerhin 30 Prozent des Marktes. Wenn man nicht auf den Zug der digitalen Lizenzen aufspringe, werde man eingehen, sagte Hein van der Ree, Managing Director von Epitaph. Man könne nicht allein von CD-Verkäufen leben.

Auf die Plattformbetreiber kommen also eine Reihe von Verhandlungen und vor allem zusätzliche Kosten zu. Die GEMA, so sagte Geier, wolle in Zukunft Provider gerade auch dabei beraten, welche Urheberrechtskosten mit bestimmten Geschäftsmodellen einzukalkulieren sind. Die Midem endet am kommenden Donnerstag. (Monika Ermert) / (atr)