Olympus: Verwaltungsratschef geht

In der veritablen Schlammschlacht bei dem Kamerahersteller gibt es eine neue Wendung: Der einflussreiche Firmenpatriarch Tsuyoshi Kikukawa, der den gefeuerten Firmenchef Michael Woodford scharf angegriffen hatte, gibt seinen Posten auf.

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Von
  • dpa

Der japanische Kamera-Hersteller Olympus gerät im Streit um verdächtige Firmenkäufe immer mehr unter Druck. Der einflussreiche Firmenpatriarch Tsuyoshi Kikukawa gab am Mittwoch den Posten des Verwaltungsratschefs auf. Er hatte in den vergangenen Tagen die milliardenschweren Übernahmen vehement verteidigt und den gefeurten Firmenchef Michael Woodford scharf angegriffen.

Der vor knapp zwei Wochen gefeuerte britische Firmenchef Michael Woodford hatte mehrere Deals genannt, bei denen es ungewöhnlich hohe Preise oder Berater-Provisionen gegeben habe. Kikukawa hatte nach Woodfords Entlassung das Unternehmens vorübergehend selbst übernommen. Ihm folgt nun der Manager Shuichi Takayama.

Olympus hatte nach einer Aufforderung der Tokioter Börse bereits einige Details preisgegeben. Dabei kamen heraus, dass ein Finanzberater beim Kauf des britischen Medizintechnik-Spezialisten Gyrus insgesamt 687 Millionen Dollar bekam – bei einem Kaufpreis vom 1,92 Milliarden Dollar. Der Löwenanteil wurde bei einem Aktiendeal bezahlt. Die Medizintechnik ist inzwischen die wichtigste Sparte von Olympus und macht mehr als 40 Prozent des Geschäfts aus.

Woodford hatte auch die Übernahme von drei kleineren japanischen Firmen kritisiert, für die mit insgesamt rund 73,5 Milliarden Yen (heute rund 700 Millionen Euro) nach seiner Ansicht ein überraschend hoher Preis gezahlt worden sei. Den Großteil der Summe hatte Olympus danach schnell abschreiben müssen. Nach Druck von Großaktionären kündigte das Unternehmen vergangene Woche an, die Geschäfte von einer unabhängigen Kommission prüfen zu lassen.

Tsuyoshi Kikukawa, seit fast fünf Jahrzehnten bei Olympus, bleibt noch einfaches Mitglied des Verwaltungsrates. Er hatte zuletzt in einem internen Brief Woodford persönlich angegriffen und ihm unter anderem vorgeworfen, Japan nicht zu mögen. (jk)