Kriminalbeamte fordern Verstärkung am digitalen Tatort

Der BDK zeigt sich erschrocken über die Zunahme der Internetkriminalität. Neben zusätzlichem Personal für digitale Ermittlungen forderte der Verband, der den Staatstrojaner-Einsatz befürwortet, erneut eine Internetpolizeiwache und einen Internetminister.

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Von
  • Detlef Borchers

Der Bund deutscher Kriminalbeamte (BDK) benötigt qualifizierte Ermittler. Im Rahmen einer Fachtagung über das "Erkennen und Festhalten von Kommunikationsspuren am digitalen Tatort" in Karlsruhe zeigte sich der BDK erschrocken über die Zunahme der Internetkriminalität. Neben dem zusätzlichen Personal für digitale Ermittlungen forderte der BDK erneut eine Internetpolizeiwache bzw. Web-Patrouille mit einer Notrufadresse, die rund um die Uhr besetzt ist. In Berlin stellte der BDK seine Forderung nach einem "Bundesinternetminister" vor.

Die Kriminalbeamten, die ausdrücklich den Einsatz von Trojanern befürworten, beschäftigen sich auf ihrer nichtöffentlichen Tagung in Karlsruhe mit der Frage, wie elektronische Verbrechensspuren im Netz erkannt, verfolgt und dokumentiert werden können. Neben der Bewertung von Kommunikationsspuren steht die Auswertung großer Datenmengen bei Funkzellendaten-Abfragen auf dem Programm. "Wir können heute noch gar nicht erahnen, was morgen noch alles auf uns zukommt", erklärte der rheinland-pfälzische Landesvorsitzende Werner Märkert die Situation. Die Strafverfolgungsbehörden müssten in die Lage versetzt werden, sowohl Straftaten im Netz zu entdecken als auch elektronische Spuren zu erkennen und zu verfolgen. Deswegen sieht Märkert einen erhöhten Schulungsbedarf: "Die allermeisten unserer Kolleginnen und Kollegen wurden zu einer Zeit ausgebildet, als es weder Computer noch ein Internet gab." Damit sich die Bürger in der modernen Kommunikationsgesellschaft sicher bewegen können, forderte der BDK-Funktionär zusätzlich eine Internet-Notrufadresse, die an allen Tagen 24 Stunden von erfahrenen Internetermittlern betreut wird.

Abseits der Tagung zum digitalen Tatort erklärte der BDK-Chef André Schulz gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung: Es ist höchste Zeit für einen Bundesinternetminister, der die drängenden Probleme des digitalen Zeitalters von der Sicherheit bis hin zum Datenschutz mit Nachdruck und aus einem Guss löst." Wie die Forderung nach einer Notrufadresse oder einem Notrufknopf im Browser ist diese BDK-Forderung nicht neu. Bereits zum IT-Gipfel 2010 hatte der vor Kurzem entmachtete BDK-Vorsitzende Klaus Jansen einen Internetminister gefordert. Angesichts der Analyse einer neuen Trojaner-Variante durch den Chaos Computer Club (CCC) häufen sich auch in anderen gesellschaftlichen Lagern Forderungen, zumindest eine unabhängige Kontrollinstanz für derartige Spähprogramme einzurichten. Daran haben auch die Kriminalbeamten ein Interesse: Sollte die Analyse des CCC stimmen und das Programm geeignet sein, unbemerkt kompromittierendes Material auf den Computer eines Verdächtigen zu spielen, entwerte dies die forensische Analyse und zerstöre praktisch Kommunikationsspuren am digitalen Tatort als Beweismittel, meinte der BDK. (jk)