Indie-Labels kooperieren mit MySpace

Musik von mehreren tausend Independent-Labels soll demnächst über die Social-Networking-Plattform zu haben sein.

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Von
  • Monika Ermert

Die Musik von mehreren tausend Independant-Musiklabels wird kĂĽnftig auf der Social-Networking-Plattform MySpace zu haben sein. Das kĂĽndigte die gestern gegrĂĽndete Lizenzierungsagentur Merlin heute auf der Musikmesse Midem in Cannes an. Auch die Major Labels und die Verwertungsgesellschaften verhandeln nach eigenen Aussagen mit Plattformanbietern.

Merlin, zu dessen Gründungsmitgliedern auch der deutsche Verband Unabhängiger Tonträgerhersteller VUT, !K7 und Edel aus Deutschland gehören, versteht sich als OneStop-Lizenzgeber gerade auch für das Web 2.0, bei dem es die Indies bislang schwerer haben als die großen Major Labels. Den ersten Deal hat Merlin nun mit Snocap abgeschlossen, um die Independant-Titel – das sind immerhin 80 Prozent der neuen Releases –, über MyStore vertreiben zu können. Seit September 2006 hatte MySpace die dafür nötige Snocap-Software getestet. MyStore seinerseits hat einen Deal mit MySpace und auf dessen Popularität setzt man bei Merlin offenbar besonders.

Die Downloads sollen als MP3 und komplett ohne weiteren Schutz zugänglich gemacht werden. Sie können auf allen Playern einschließlich Apples iPod abgespielt werden, heißt es in einer Pressemitteilung von Merlin. Den einzelnen Indie-Labels steht im übrigen auch offen, ihre einmal von Snocap erfasste Musik über andere Webseiten zu vertreiben. Die MyStore-Initiative erlaubt die Integration in jede beliebige Website. Merlins frischgebackener CEO Charles Caldes sagte, der Deal sei genau, was Merlin anstrebe, nämlich die Mitglieder und die neue, digitale Musikanbieter einfach miteinander ins Geschäft zu bringen.

Vertreter von Verwertungsgesellschaften aus Frankreich, England und den USA versprachen in einer Podiumsdiskussion beim Midemnet-Forum, dass sich das aktuelle Chaos um Lizenzierung und Urheberrechtsabgaben in der digitalen Welt bis in zwei Jahren geklärt habe. "In den nächsten 24 Monaten werden die Dinge sehr viel klarer werden. Wir haben in Europa jetzt EMI als Vorreiter für eine EU-weite digitale Lizenz", sagte Steve Porter von der britischen Verwertungsgesellschaft MCPS-PRS. Sie hat gemeinsam mit der deutschen GEMA die CELAS gegründet und damit das Rennen um das EMI-Repertoire gewonnen. Die Konkurrenz um weitere Kunden ist derzeit laut Aussagen von Experten in vollem Gang. CELAS wirbt gerade um weitere Kunden im Wettbewerb mit anderen großen europäischen Verwertungsgesellschaften wie etwa der SACEM, deren Präsident Bernard Miyet den Vorwurf zurückwies, die Verwerter verweigerten neuen Anbietern die Lizenzierung.

"Auf jeden Fall wird die Zahl der Stellen, zu denen man als digitaler Musikanbieter für die Lizenzen pilgern muss, kleiner", meint Porter. Natürlich werde in Europa auch ein gewisser Harmonisierungsdruck mit Blick auf die Art der Lizenzen entstehen. Allerdings läuft vor dem offiziellen Copyright-Tribunal in Großbritannien derzeit noch der Streit zwischen Webcastern, darunter AOL und Yahoo, um angemessene Lizenzbedingungen der britischen Verwertungsgesellschaften. (Monika Ermert) / (anw)