Midem: Musikmarktexperten diskutieren über eine Welt ohne DRM

Auf der Musikmesse sagte ein Vertreter der Musikindustrie, ohne Digital Rights Management seien bestimmte Geschäftsmodelle nicht denkbar.

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Von
  • Monika Ermert

Noch vor einem Jahr undenkbar, wurde heute auf der Muskmesse Midem der Frage "DRM – brauchen wir das?" eine eigene Diskussionsrunde gewidmet. Auch bei den Major Labels werde darüber nachgedacht, auf DRM zu verzichten, sagten in Cannes Experten vom britischen Unternehmen MusicAlly und vom Verband der Phonographischen Wirtschaft, IFPI.

David Pakman, CEO vom MP3-Aboanbieter eMusic, sagte auf der Veranstaltung heute Nachmittag: "Für uns ist das keine philosophische Frage. Uns interessiert, wie wir die Kunden zufriedenstellen." eMusic biete MP3 an, weil es das Format sei, das dann auch auf dem iPod abgespielt werden könne. Die Frage sei also nicht, ob DRM gut oder schlecht sei, "sondern wie bekommen wir 80 Prozent der Musik digital verkauft, anstelle von derzeit 10 Prozent. Wir glauben nicht, dass die Strategie der Major Labels, den Händlern DRM vorzuschreiben, erfolgreich sein wird". Pakman verwies auf die Kritik des RealNetwork-Chefs Rob Glaser vom Samstag. Gary Shapiro, CEO des Verbands Consumer Electonics of America, hatte sogar von einer Revolte der Nutzer gegen DRM gesprochen.

"Die Frage, ist ein erfolgreiches Geschäft ohne DRM möglich, muss allerdings schon sehr genau und vorsichtig durchdacht werden," sagte IFPI-Vertreter Geoff Taylor. Immerhin müsse man dann in einer "Welt ohne Kontrolle" leben. "Bestimmte Geschäftsmodelle wie etwa der Verleih wäre damit gar nicht realisierbar", erläuterte Taylor. Es gehe nicht darum, ob DRM gut oder schlecht sei, sondern um Interoperabilität. DRM werde nutzerfreundlicher und sich dann durchsetzen.

Als größter DRM-Befürworter trat Michael Bornhäusser vom Schweizer Unternehmen SDC (Secure Digital Container) auf, das an einer eigenen DRM-Lösung arbeitet. "Wir sollten DRM nicht über Bord werfen, weil die Entwicklung ein Jahr länger braucht als erwartet." Statt "verrückter Ideen" von einer völligen veränderten Welt nachzuhängen, solle man lieber in die technische Entwicklung investieren. Beim iPod beschwerten sich die Nutzer auch nicht über die angewandte DRM-Lösung.

Eine starke Diversifizierung von Angeboten sagte Martin Mills voraus, Chef des britischen Independant Labels Beggars Group. Verschiedenste Modelle würden nebeneinander existieren. Wer Musik offen oder gar frei verfügbar mache, habe derzeit einen Wettbewerbsvorteil. (Monika Ermert) / (anw)