Mobilfunkfirma Orange sieht Rot in Farbenstreit

Orange UK wird im Streit um die Nutzung Farbe Orange durch die easyGroup vor Gericht ziehen.

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Orange UK wird im Streit um die Farbe Orange vor Gericht ziehen. Dorn im Auge der Mobilfunktochter der France Telecom ist der geplante Start von easyMobile als virtueller Mobilfunk-Anbieter in zwölf europäischen Ländern. Im März fällt der Startschuss in Großbritannien, wo das Netz von T-Mobile UK genutzt werden soll. Die easyGroup ist in vielen Branchen aktiv und vor allem durch die Billigfluglinie easyJet bekannt geworden und die Farbe der Marke ist: Orange. Ein halbes Jahr Verhandlungen zwischen Orange und der easyGroup haben keine Lösung gebracht, nun werden die Gerichte entscheiden müssen. In Deutschland hat die MobilCom 2003 einen Prozess um die werbliche Nutzung der Farbe Magenta gegen die Deutsche Telekom verloren. Gegen andere Unternehmen konnte sich die Telekom aber nicht durchsetzen.
Für Farbexperten ist die Lage klar: Orange nutzt den Farbton Pantone 151, während easyMobile Pantone 021 einsetzt. Doch recht ähnliche, aber offiziell unterschiedliche Farben. Ungeschulte Augen könnten aber Verwechslungen unterlaufen, weshalb Orange dem neuen Konkurrenten eine Markenrechtsverletzung vorwirft. Für die easyGroup steht dabei das gesamte easyMobile-Konzept auf dem Spiel. Denn der easy-Beitrag beschränkt sich allein auf die Marke. Das easyMobile-Unternehmen gehört zu 80 Prozent der dänischen TDC und zu 20 Prozent Frank Rasmussen. Dieser hatte in Dänemark den Anbieter Telmore gegründet, der als Untermieter in einem bestehenden GSM-Netz durch reinen Internet-Vertrieb niedrige Tarife anbieten konnte und in vier Jahren einen Marktanteil von zehn Prozent erreicht hat. Das Konzept war so erfolgreich, dass TDC Telmore kurzer Hand aufkaufte. Nun wollen TDC und Rasmussen den Erfolg in anderen Ländern, darunter Deutschland, wiederholen, und dafür die bekannte easy-Marke bemühen. "Ich weiß sehr wenig über die (Mobilfunk-)Branche", gab easyGroup-Gründer Stelios Haji-Ioannou auf der 3GSM World in Cannes vergangene Woche freimütig zu, aber seine Strategie sei es, die "easy"-Markenwerte auf neue Geschäftsfelder zu erweitern. "Es war schwer, die Telecom-Industrie zu ignorieren".
Das easyMobile-Konzept zielt auf Kunden ab, die bereits ein Handy haben und über eine Website eine SIM-Karte bestellen können. Einfache Tarife mit Vorauszahlung für Sprache und SMS, aber keine Datenangebote, sind geplant. "Das macht unprofitable Wenigtelefonierer zu profitablen Kunden", so Haji-Ioannou. Fernziel sind ein Marktanteil von zehn Prozent in den zwölf Märkten, die alle auch von der Fluglinie easyJet angeflogen werden. Sollten jedoch die Synergieeffekte bei der Werbung für easyMobile wegfallen, könnte die Rechnung nicht mehr aufgehen. "Wir werden nicht als Orange 'durchgehen'; wir wollen sogar, dass alle wissen, dass Orange unser Feind ist", zitiert The Inqurirer den easy-Gründer. Ein starkes Argument für easy im Streit vor Gericht könnte indes Orange selbst liefern: In Australien, Hongkong, Indien und Israel betreibt Hutchison Whampoa Mobilfunknetze unter dem lizensierten Markennamen "Orange". Hier fürchtet Orange offenbar nicht, dass roamenden Kunden fälschlicher Weise ein Schwesternetz mit kompatiblen Kurzwahlnummern und niedrigeren Tarifen suggeriert wird. (Daniel AJ Sokolov) /