Lesen wie gedruckt

Tippen statt Blättern, Buch laden statt Buchladen. E-Book-Reader können mehr als das gedruckte Buch. Lesen macht darauf mehr Spaß als auf Papier. Doch nicht alle der getesteten Lesegeräte bestehen den Eignungstest.

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Von
  • Achim Barczok

Elektronische Lesegeräte begeistern Leseratten schon seit einiger Zeit, doch lange waren sie zu teuer. Das neue Kindle-Modell von Amazon kostet nur noch 100 Euro und hat den Preis nach unten gedrückt: Selbst die am besten ausgestatteten Reader kosten deutlich unter 200 Euro, der von Trekstor hergestellte Weltbild eBook Reader liegt mit 60 Euro sogar noch ein ganzes Stück darunter.

Technisch bringen die meisten Reader alles mit, was man von einem digitalen Buch erwartet. Sie sind so leicht wie ein dünnes Taschenbuch, haben Platz für Hunderte dicke Wälzer und greifen per WLAN auf die Online-Shops der Hersteller zu. Gleichzeitig ist die Menge an Lesestoff deutlich gewachsen: 94 Prozent der Spiegel-Bestsellerliste (Kalenderwoche 43) Belletristik und 72 Prozent der Sachbücher bekommt man auch als E-Book, und mehr und mehr ältere Werke finden ihren Weg als digitale Dokumente zum Leser.

Die sechs Lesegeräte im Test kosten zwischen 60 und 160 Euro und lassen sich anhand der Displaytechnik in zwei Kategorien aufteilen. Amazons neuer Kindle ohne Tastatur, sein Vorgängermodell Kindle Keyboard, der Kobo Touch und Sonys Reader PRS-T1 verwenden elektronische Tinte von E Ink. Der Archos 70b Reader sowie der vom Weltbildverlag verkaufte eBook Reader 3.0 haben gewöhnliche LC-Displays. Der Thalia Oyo II erreichte die Redaktion für diesen Test nicht mehr rechtzeitig, der iRiver Story HD Wi-Fi, der in Deutschland vom Buchhändler KNV verkauft wird, lag nur als Vorseriengerät vor und wurde deshalb nicht berücksichtigt. Das E-Ink-Display von letzterem hat eine deutlich höhere Auflösung als die Konkurrenz (214 dpi vs. 167 dpi). Der optisch mit dem Vorgänger identische Oyo II soll vor allem an Laufzeit und Geschwindigkeit dazugewonnen haben, beides Schwachpunkte beim Oyo I [1] . Als Displaytechnik setzt Thalia elektronische Tinte vom E-Ink-Konkurrenten Sipix ein, die in puncto Kontrast nicht ganz mit der aktuellen E-Ink-Generation mithalten kann.

Auf Displays mit elektronischer Tinte wird das Schriftbild aus schwarzen und weißen Farbpigmenten aufgebaut, die elektrisch angesteuert werden. Weil die Pigmente ohne Ansteuerung in ihrer Position verbleiben, benötigt man zur Darstellung keine Hintergrundbeleuchtung, was die Augen schont und Texte wie in einem auf Umweltpapier gedruckten Buch aussehen lässt – im Dunkeln ist eine externe Lichtquelle nötig. Auf allen E-Ink-Readern im Test ist die Anzeige auch im Park oder am Strand bei Sonnenschein sehr gut lesbar. Sie verwenden die neueste E-Ink-Generation Pearl, die im Vergleich zu den Displays älterer Geräte ein satteres Schwarz und helleres Hellgrau als Hintergrund zeigt.

Weil die Technik nur beim Blättern, bei der Menüführung und bei WLAN- oder Mobilfunk-Verbindung Strom braucht, haben die E-Book-Reader traumhaft lange Laufzeiten: Der Kindle 4G bringt es beispielsweise auf über 40 000 Seitenwechsel, selbst beim Kobo Touch mit der kürzesten Laufzeit reicht eine Akkuladung für etwa 4500 Seiten. Rechnet man das auf „echte“ Buchseiten um, kommt man je nach Lesegewohnheiten auf mehrere Bücher und mehrere Wochen, bevor man eine Steckdose suchen muss.

Die Technik hat aber auch Nachteile: Elektronische Tinte gibt es in Serie hierzulande nur mit Graustufen ohne Farbdarstellung. Das Blättern geht mit einer kurzen Verzögerung vonstatten, sodass der Reader für bewegte Inhalte unbrauchbar ist. Die meisten Reader im Test blieben dabei aber deutlich unter einer Sekunde – deshalb stört die kurze Wartezeit beim Lesen kaum. Nur der Kobo-Reader hatte bei größeren PDF- und Textdateien Probleme und brauchte dann knapp drei Sekunden.

Damit keine der etwas trägen Farbpigmente von der letzten Anzeige überbleiben, invertieren die Reader kurz ihren Seiteninhalt. Dieses Zwischenblenden einer dunklen Bildschirmseite empfinden einige als unangenehm, man gewöhnt sich aber nach einigen Minuten daran. Der Amazon Kindle invertiert nur bei jedem fünften Umblättern. Verbleibende Reste der vorherigen Seite fallen kaum auf, falls man sich trotzdem daran stört, kann man das Invertieren mit dem aktuellen Firmware-Update auch wieder für jeden Seitenwechsel einstellen. Beim Kobo Touch wählt man den Zyklus zum Invertieren zwischen einer und sechs Seiten.

Bei den matten LC-Displays des Archos 70b Reader und des Weltbild eBook Reader 3.0 ist auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen keine Leselampe nötig und sie können Inhalte in Farbe darstellen. Ansonsten eignen sich die mit 140 dpi ziemlich pixeligen Displays zum Lesen aber nicht besonders. Draußen spiegeln sie stark; bei schlechtem Wetter geht das Lesen noch, bei schönem erkennt man so gut wie nichts mehr. Der Reader von Weltbild bringt es auf eine maximale Helligkeit von 211 cd/m2 – die meisten Smartphones und Tablets können mehr. Der Reader von Archos hat zwar über 300 cd/m2, dafür verstärkt die Touchfolie auf dem Display den Spiegeleffekt und lässt das Bild etwas körnig aussehen. Beide Displays sind extrem blickwinkelabhängig, das von Archos ist schlecht ausgeleuchtet, das des Weltbild eBook Reader flimmert leicht. Auch in puncto Leselaufzeit fallen die LCD-Reader weit ab. Der 70b Reader läuft bei einer für hellere Umgebungen nötigen Helligkeit von 200 cd/m2 etwa 6, der Weltbild eBook Reader nur 3,3 Stunden.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 24/2011.

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(acb)