Ungeprüfter KK-Antrag führte zu Kaperung von google.de [Update]

Der ungeprüfte Domainwechsel-Antrag einer deutschen Privatperson sorgte dafür, dass Google.de und Google.com in der vergangenen Nacht kurzzeitig den Besitzer gewechselt hatten.

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Von
  • Holger Bleich

Der Suchmaschinenbetreiber Google hat am heutigen Dienstagmorgen seine deutsche Domain google.de zurückerhalten. Am vergangenen Abend hatte die Domain kurzzeitig den Besitzer gewechselt. Statt der Suchmaske von Google war darunter plötzlich eine beim noch jungen deutschen Provider Goneo gehostete Website abzurufen. Bei der deutschen Domain-Verwaltung DeNIC ist man weiterhin dabei, den Ablauf der Namenskaperung nachzuvollziehen. Nach Informationen von heise online hat sich der Klau ungefähr so abgespielt wie ein ähnlich spektakulärer Coup 2004, als sich eine Privatperson eBay.de unter den Nagel riss.

Ein Kunde von Goneo habe in einem automatisierten Domainwechsel-Verfahren gegenüber dem Webhoster behauptet, Inhaber von google.de zu sein, teilte Goneo-Geschäftsführer Marc Keilwerth mit. Die Person habe online einen KK-Antrag gestellt, um die Domain zu Goneo umzuziehen und auf seinen Namen zu überschreiben. Ohne weitere Prüfung leitete Goneo diesen Antrag an das DeNIC weiter. Wie in solchen Fällen üblich, fragte dieses wohl beim eingetragenen Provider für google.de nach, ob der Wechsel in Ordnung geht. Dieser hatte offenbar nicht bei der US-amerikanischen Google Inc. nachgefragt und gab dem DeNIC in der vorgeschriebenen Frist keine Antwort, was die de-Registry als Zustimmung zum Wechsel auslegt ("ACK"). Bisher wollte Google diesen Vorgang gegenüber heise online nicht bestätigen.

Am gestrigen Abend um 20.30 Uhr ist also Google.de laut Keilwerth in die Verwaltung des deutschen Webhoster-Newcomers übergegangen. Als man kurze Zeit später bemerkt habe, was da passiert war, habe man dem DeNIC blind gestattet, die Domain wieder freizugeben. Gegen Mitternacht hat dann offenbar ein fremder KK-Antrag dafür gesorgt, dass Google.de nicht in den Schoß des Suchmaschinenbetreibers zurückfiel, sondern in die Hände eines Wiesbadener Domain-Händlers geriet. Erst am Morgen kurz nach neun Uhr hat die DeNIC dem Domain-Spuk schließlich ein Ende bereitet. Goneo-Geschäftsführer Keilwerth bedauerte den Vorfall ausdrücklich und versicherte, man werde künftig eine Inhaberprüfung bei KK-Anträgen durchführen.

[Update]:
Mittlerweile bestätigte die .de-Registry DeNIC gegenüber heise online die Darstellung des Ablaufs, der zur kurzfristigen Kaperung von google.de führte. (hob)