Microsoft will Prinzip für "unvergängliche Informationsspeicherung" patentieren lassen

Forscher des Software-Konzerns machen sich Gedanken darüber, wie Informationen möglichst langlebig archiviert, aber auch zugänglich gemacht werden können.

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"Stellen Sie sich vor, die großen Pyramiden enthielten nicht nur geheime Tunnel und Gräber, sie würden auch mitteilen, wann und wie sie gebaut wurden", schreibt Microsoft in einem Patentantrag, der derzeit in US-Medien diskutiert wird. Der Konzern hat ein System namens "Immortal information storage and access platform" – also eine "unvergängliche Informationsspeicher- und -zugriffsplattform" – entworfen und 2005 beim Patentamt eingereicht. Der Antrag wurde nun veröffentlicht.

Die langlebig zu erhaltenden, leicht zugänglichen Informationen sollen dabei fest verbunden werden mit einem physischen Artefakt, das eine "organische oder nicht-organische Einheit" repräsentieren kann. Zusammen mit den Daten soll auch eine Beschreibung für den Zugang zu den Informationen die Zeitläufe überdauern, beispielsweise in verschiedenen Sprachen.

Auf der Welt würden immer mehr Informationen produziert, schreibt Microsoft in dem Patentantrag. Ein große Menge dieser Informationen werde auf Festplatten oder andere magnetische Datenträger gespeichert, deren Lebenszeit aber begrenzt sei. Nach ein paar Jahrzehnten könnten diese Informationen verlorengehen, ebenso wie beispielsweise das mündlich weitergegebene Wissen ausgestorbener Völker. Das von Microsoft entworfene System sieht keine Datenträger mit beweglichen Teilen vor, da diese Ursache für Informationsverlust sein können.

Doch müssten die Daten nicht einmal gelöscht werden, sie könnten angesichts der schieren Menge auch verlorengehen, indem sie einfach nicht mehr auffindbar sind, schreibt Microsoft weiter. Daher müsse das noch zu entwickelnde System selbsterklärend und leicht zugänglich sein, und zwar auf chemische, thermische Weise, auf Licht basierend – oder auf "traditionellem Weg". Als Beispiel führt Microsoft einen Grabstein auf. Dieser würde nicht nur knappe Daten über den Verstorbenen preisgeben, sondern darüber hinaus auch in Form eines interaktiven Hologramms eine Retrospektive seines Lebens bieten.

Neben der Haltbarkeit der Trägermedien ist ein weiteres Problem der Langzeitarchivierung der Wandel der Systeme, mit denen Daten abgespeichert und ausgelesen werden. Das Forschungsprojekt "Nestor – Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung" hat vergangenes Jahr empfohlen, nichtproprietäre, offene und gut dokumentierte Datenformate einzusetzen.

Zur Rettung des "digitalen Kulturgutes" erforscht das Projekt Arche beispielsweise die Archivierung von Informationen auf Mikrofilm. Ein Medium, das bereits im Barbarastollen in Oberried bei Freiburg zum Einsatz kommt. In dem zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland wurden seit 1961 rund 16,8 Millionen Meter Mikrofilm in Edelstahlbehältern eingelagert, darunter beispielsweise die Baupläne des Kölner Doms. Dazu werden derzeit noch diverse Kilometer aus dem Archiv der DDR aufbereitet. (anw)