Letztes Gefecht gegen neue Top Level Domains
Nur wenige Wochen vor Beginn der Antragsaufnahme für neue Top Level Domains aus aller Welt durch die ICANN haben zahlreiche Unternehmen und Verbände eine Kampagne dagegen gestartet und warnen vor "Milliardenschäden".
87 mehrheitlich in den USA ansässige Unternehmen und Verbände haben zum letzten Angriff auf die Einführung neuer Top Level Domains (TLD) geblasen. In einer Pressemitteilung der eigens zu diesem Zweck ins Leben gerufenen "Coalition for Responsible Internet Domain Oversight" (CRIDO) warnen sie vor den Gefahren einer Öffnung des Namensraumes und möglichen "Milliardenschäden" für die Wirtschaft. Wenn die Möglichkeit bestehe, eine TLD für praktisch jeden beliebigen Namen zu bekommen, müssten Unternehmen zum Schutz ihrer Marken künftig enormen Aufwand treiben und nahezu unzählige möglicherweise markenverletzende Namenskombinationen berücksichtigen. Zudem drohe ein Vertrauensverlust der Nutzer durch zunehmende "Cyberschäden", menetekelt die CRIDO.
Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) will laut einem Beschluss ihres Vorstands vom Juli ab 12. Januar Anträge auf die Einrichtung neuer TLDs aus aller Welt entgegennehmen. Die Diskussionen über das Zulassungsverfahren, in das Schutzmechanismen wie eine Clearingstelle zur Hinterlegung markenrechtlich geschützter Namen einbaut sind, geht unterdessen weiter. Nach Ansicht von CRIDO sind diese Mechanismen unzureichend. Ein Vertreter des US-Werbebranchenverbands Assocation of National Advertisers (ANA) beschwor die ICANN, "dieses schlecht konzipierte, nicht gewollte und destruktive Programm abzublasen".
Hilfe erhofft sich CRIDO laut Aussage einer ANA-Sprecherin in erster Linie vom US-Handelsministerium, das zwar keine direkte Aufsicht mehr über die ICANN hat, die zentrale Rootzone jedoch nach wie vor kontrolliert. Laut US-Berichten ging eine erste Petition zum Stopp neuer TLD-Zulassungen bereits ans Handelsministerium und an Vertreter des US-Kongresses. Auch bei der Intervention gegen die Einführung der Rotlichtdomain ".xxx" hatten US-amerikanische Interessengruppen die besondere Rolle der US-Administration gegenüber der ICANN ausgenutzt. CRIDO hat auch einzelne europäische Mitglieder. Zu ihnen gehören die European Association of Communications Agencies (EACA) und der European Publishers Council (EPC). Daneben fallen zahlreiche bekannte Megakonzerne wie Coca Cola, General Electrics oder Nestle USA ins Auge. Auch der Computerhersteller Dell hat sich in die Front gegen die neuen Domains eingereiht. (psz)