Indie-Labels kehren Musikstreaming-Diensten den Rücken

Über 200 unabhängige Labels ziehen sich aus wirtschaftlichen Gründen aus den großen Musikstreaming-Diensten zurück. Die Anbieter verteidigen den Nutzen ihres Geschäftsmodells für die Musikindustrie.

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Von
  • Johannes Haupt

Zahlreiche unabhängige Musiklabels haben ihre Inhalte aus den vier Streamingdiensten Spotify, Simfy, Rdio und Napster abziehen lassen. Das teilte der britische Dienstleister STHoldings mit. STHoldings aggregiert und verbreitet die Musik von 238 Labels vorwiegend aus den Genres Drum & Bass, Dubstep und Techno.

Die Musikbibliothek von Spotify & Co. ist um über 200 Labels ärmer

(Bild: Spotify)

Abgesehen von vier Labels haben laut STHoldings alle Partner auf Anfrage den Wunsch geäußert, ihre Musik aus den Katalogen der vier großen Streaming-Dienste zu nehmen. Dem sei entsprochen wurden. Der Dienstleister äußerte sich besorgt, die Streamingdienste könnten die Musikverkäufe kannibalisieren. Dafür sprächen sowohl eigene Beobachtungen als auch Ergebnisse von Studien.

Ein Spotify-Sprecher erklärte gegenüber Wired, die Musikindustrie profitiere von Streamingdiensten. Millionen Musikfreunde, von denen sich viele zuvor in illegalen Quellen bedient hätten, würden nun wieder für den Genuss von Musik bezahlen. Künstler erzielten bereits jetzt bedeutsame Umsätze über Spotify, mit dem Wachstum des Dienstes weiteten sich die Einnahmen noch aus.

Es handelt sich nicht um den ersten Abzug eines Labels aus Streaming-Diensten: So wurde im Sommer der Rückzug des Metal-Labels Century Media aus Spotify und Simfy öffentlich, auch hier gab es Beschwerden über niedrige Umsätze und eine Kannibalisierung der Verkaufszahlen. Ein Simfy-Sprecher verwies im Gespräch mit heise online darauf, in der Musikindustrie gebe es auch andere Ansichten: So habe der Aggregator finetunes gerade erst eine Lanze für Streaming-Dienste gebrochen. Der Sprecher betonte zudem, ein Rückzug der Major Labels aus Simfy stehe nicht zur Diskussion.

[Update]:
Bislang gibt es aber kaum belastbare Zahlen über die Ausschüttungen von Streaming-Dienste und Verwertungsgesellschaften an Label-Aggregatoren, Label und Bands: Über die Lizenzvereinbarungen wird in der Regel Stillschweigen vereinbart. Lediglich Auswertungen, die etwa in Großbritannien auf Basis der Angaben einzelner Bands vorgenommen wurden, liegen vor; danach erhält etwa eine Band für einmal Abspielen eines Songs auf Spotify 0,00029 US-Dollar, das Label, bei dem sie unter Vertrag ist, 0,0016 US-Dollar.

Siehe dazu auch:

(jh)