Gates sagt im Rechtsstreit zwischen Novell und Microsoft aus

Der Microsoft-Mitgründer wies Vorwürfe des klagenden Unternehmens Novell zurück, absichtlich Code aus Windows 95 entfernt zu haben, um Konkurrenten zu schaden.

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In dem seit 2004 andauernden Kartellrechtsstreit zwischen Novell und Microsoft rund um die Bürosoftware WordPerfect ist am Montag Bill Gates zu einer Aussage vor dem Bundesbezirksgericht in Salt Lake City erschienen. Nachdem vorige Woche die Klagevertretung von Novell ihre Zeugen aufgeboten hatte, trat der Microsoft-Mitgründer und jetzige Chairman des Unternehmens für die Verteidigung in den Zeugenstand. Dabei soll sich Gates nach Schilderungen der örtlichen Presse sowohl gelassen als auch angriffslustig gezeigt haben.

Novell gibt an, 1994 auf Anraten von Microsoft erheblichen Aufwand dafür getrieben zu haben, um so genannte Name Space Extensions in seine Software einbauen zu könnten. Als die öffentliche Beta von Windows 95 erschienen sei, hätten aber die nötigen Programmierschnittstellen und Dokumentationen für diese Erweiterungen gefehlt. Daher habe Novell das Erscheinen von WordPerfect für Windows 95 verschieben müssen. Microsoft soll außerdem falsche Informationen über die Druckfunktionen in Windows 95 herausgegeben und WordPerfect ein Zertifizierung für das Betriebssystem versagt haben.

Gates erwiderte auf den Vorwurf, der Code für die Extensions sei kurz vor Erscheinen der aktuellen Betriebssystemversion nicht entfernt worden, um Novell zu schaden, sondern weil die Befürchtung aufgekommen sei, er könne Windows 95 abstürzen lassen; die Entwicklung des Betriebssystems sei bis dahin das am meisten herausfordernde Versuchsprojekt gewesen. Die Extensions hätten lediglich der Darstellung von Dateien und Ordnern gedient, für die grundlegenden Funktionen von Textverarbeitung und Tabellenkalkulation seien sie aber irrelevant gewesen.

Der Microsoft-Mitgründer wird am heutigen Dienstag noch einmal im Zeugenstand erwartet, dann soll das Kreuzverhör der Klägeranwälte fortgesetzt werden. Bisher bescheinigen die Prozessbeobachter Gates eine gute Leistung – anders 13 Jahre zuvor in dem von Novell entfachten Ursprungsverfahren um marktschädigendes Verhalten. Seinerzeit hatte sich Gates in Zeugenvernehmungen für den ersten Teil des Verfahrens als widerspenstig, ausweichend und haarspalterisch erwiesen und ein schlechtes Gedächtnis gezeigt. (anw)