Smartphone-Verbreitung überlastet mancherorts das O2-Mobilfunknetz

Kein Netz ist wirklich je schnell genug – das kriegen Mobilfunkkunden von O2 derzeit in einigen Städten deutlicher zu spüren als üblich, denn die eigentlich erhoffte Zunahme an Smartphones überlastet das Netz mancherorts.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Der Mobilfunkbetreiber O2 Telefónica sieht sich dieser Tage mit ungewohnten Störungsmeldungen konfrontiert: Kunden monieren langsame Datenverbindungen, Gesprächsabrisse und fehlgeschlagene Anrufversuche an bestimmten Brennpunkten. Nach zunächst anscheinend ungehört verhallten Klagen an der Hotline des Betreibers, haben sich Betroffene im Netz organisiert und Belege gegen die angeblich immer gleiche Antwort des Betreibers gesammelt, dass es sich nur um "einen Einzelfall" handele. In der ortsweise sortierten Beschwerdeliste stehen Hamburg und Berlin ganz weit vorn. Unter den aktuell im iMonitor erfassten Störungsmeldungen steht Hamburg ebenfalls vor den übrigen Orten.

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O2 hat die Störungsmeldungen inzwischen über den Unternehmenssprecher Roland Kuntze eingeräumt; sie seien auf eine deutliche Zunahme der eingebuchten Smartphones zurückzuführen. Das Unternehmen will nun den Netzausbau an den Brennpunkten durch Aufrüstung von Basisstationen beschleunigen und dafür auch die eingereichte Beschwerdeliste heranziehen. Entspannung ist aber erst Ende Dezember zu erwarten.

Als vor Jahren die Telekom Apples iPhone in ihr Netz ließ, war schon abzusehen, dass die damals überwiegend für die Sprachübertragung konzipierte Technik mit den Anforderungen von Smartphones wachsen musste: Smartphones hat die Mobilfunkindustrie ja gerade deshalb mit offenen Armen empfangen, weil sie weitaus mehr Datenaufkommen generieren und damit zusätzliche Einnahmequellen bescheren – Surfen, Mailen, die Abfrage von Social-Media-Seiten wie Facebook und auch die Übertragung von Sprachdateien für Visual Voicemail lasten die durchaus schon ausgebauten Netze weit mehr aus als allein die Telefonie und der SMS-Verkehr. Engpässe können dabei nicht nur direkt bei der Verbindung des Mobilgeräts mit der Basisstation auftreten, etwa weil die Funkressource ausgebucht ist, sondern auch bei der Zuführung zum Kernnetz, etwa durch eine langsame Richtfunkstrecke.

Dass das so kommen würde, war den Netzplanern und Mobilfunkentwicklern schon lange klar. Kurzfristige Maßnahmen gegen solche Engpässe, etwa zusätzliche Funkressourcen, helfen aber auch nur kurzfristig. Mittelfristig können nur schnellere Techniken die steigenden Kapazitätsanforderungen bewältigen. Dazu gehören beispielsweise der 4G-Mobilfunk LTE und das WLAN-Offloading, bei dem Smartphone-Daten über andere Strecken zum Ziel geführt werden. Beide werden, wie andere Beschleuniger zuvor auch, zunächst an Brennpunkten wie Bahnhöfen oder Einkaufsmeilen eingeführt werden. (dz)