BKA bislang zufrieden mit Feldversuch zur biometrischen "Foto-Fahndung"

Das Projekt, mit dem die Tauglichkeit neuartiger Videoüberwachungssysteme zur Erkennung einzelner Personen in großen Menschenmengen erkundet werden soll, laufe sehr gut, hieß es beim Bundeskriminalamt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Bundeskriminalamt (BKA) ist mit dem bisherigen Testverlauf einer neuartigen Videoüberwachung im Bahnhof Mainz zufrieden. "Das Projekt läuft sehr gut, es erfüllt unsere Erwartungen", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke laut dpa. Mit dem Test soll erkundet werden, ob mit dieser Technik bestimmte Menschen in großen Gruppen am Gesicht zuverlässig erkannt werden können. Bewährt sich die Technik, wäre ihr Einsatz zum Beispiel bei der Entdeckung von Hooligans vor Fußballspielen denkbar.

Bei dem bis zum 31. Januar 2007 befristeten Projekt werden im Mainzer Hauptbahnhof drei verschiedene Gesichtserkennungssysteme auf ihre Eignung getestet, Gesichter in Echtzeit aus Menschenmengen zu extrahieren. Außerdem wird geprüft, ob es möglich ist, die gewonnen Templates (Gesichtsmuster) in Echtzeit mit einer Datenbank abzugleichen. Das 210.000 Euro teure Projekt, das wissenschaftlich ausgewertet werden wird, will konkrete Ergebnisse nach den heutigen Angaben im März der Öffentlichkeit präsentieren.

An dem Testlauf beteiligen sich 200 freiwillige Teilnehmer, die von den Überwachungsanlagen aus dem Strom der Besucher des Bahnhofs herausgepickt werden sollen. Täglich frequentieren bis zu 20.000 Menschen den gut beleuchteten Mainzer Hauptbahnhof. Dabei passieren sie eine Doppeltreppe, deren unterer Teil von Kamerasystemen erfasst wird, die auf Gesichtserkennung und Gesichtsanalyse spezialisiert sind. Jeweils zwei Kameras (für Treppe und Rolltreppe) der drei am Test beteiligten Firmen versuchen, unter den Passanten die 200 Testkandidaten zu finden, deren Templates nach einem Enrolment in einer Datenbank gespeichert sind. Die Rolltreppenkameras haben etwa 20 Sekunden Zeit, die meistens stehenbleibenden Menschen zu analysieren. Die Treppenkameras haben etwas mehr Zeit, müssen aber mit sich bewegenden Körpern klarkommen. Die Testkandidaten tragen einen RFID-Chip mit sich, dessen ID-Nummer jeweils am oberen Treppenabsatz und am Fuß der Treppe ausgelesen wird. So kann festgestellt werden, ob eine Testperson von den biometrischen Systemen "übersehen" wurde.

Eine flächendeckende Anwendung der Foto-Fahndung wird es nach den Worten Zierckes gegenüber dpa aber niemals geben. Abgesehen von technischen Problemen sei der personelle und finanzielle Aufwand enorm. Weist der Versuch eine geringe Fehlerrate auf, so wird nach Ansicht des Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar der kombinierten Anwendung von Videotechnik und Biometrie eine wachsende Bedeutung zukommen. Da die Technik grundsätzlich für eine breitangelegte individuelle Überwachung geeignet sei, komme es entscheidend darauf an, wie und zu welchen Zwecken ein eventueller Echtbetrieb erfolgen werde. "Dabei muss immer die Balance zwischen den Bürgerrechten und den Belangen der öffentlichen Sicherheit gewahrt bleiben. Sie darf nicht zur Totalüberwachung führen", sagte Schaar.

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(jk)