"Cyber Command" soll Überlegenheit der USA im Cyberspace sichern

Das Pentagon fürchtet, China könnte die USA im Cyberspace militärisch überrunden. Daher richtet die US-Luftwaffe ein neues "Cyber Command" ein, um die "Informationsüberlegenheit" zu gewährleisten.

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Von
  • Florian Rötzer

China versucht, die USA als vorherrschende Macht im Cyberspace zu verdrängen, warnte US-Luftwaffengeneral Robert Elder. Der General übernimmt das Kommando über eine neue Cyberspace-Einheit an der Barksdale Air Force Base in Louisiana. Das "Cyber Command" soll den Cyberspace kontrollieren und die amerikanische Überlegenheit sichern.

Man habe im Augenblick Konkurrenten im Hinblick auf das Führen von Angriffen auf Netzwerke; aber es sei möglich, meinte Elder, die eigenen Kapazitäten der Kriegsführung im Cyberspace zu verbessern. Die Luftwaffe habe erkannt, "dass der Cyberspace ein mögliches Gravitationszentrum für die USA ist und Informationsüberlegenheit, ganz ähnlich der Luft- und Weltraumüberlegenheit, die Voraussetzung für effektive Operationen in allen Bereichen der Kriegsführung darstellt".

Allein bei der Luftwaffe sind derzeit 40.000 Soldaten mit unterschiedlichen "Cyberoperationen" beschäftigt. Noch ist nicht klar, wie viele der Soldaten in das "Cyber Command" integriert werden sollen. Innerhalb eines Jahres soll die neue Einheit aufgebaut sein. Elder schlug überdies vor, dass jeder Soldat grundlegende Kenntnisse über die Verteidigung von Informationsnetzwerken haben sollte. Die neue Einheit wird weitgehend im Geheimen operieren.

Michael W. Wynne, der Minister für die Luftwaffe, hatte vor Kurzem erklärt, dass die USA als die Nation "mit den weltweit modernsten Truppen" nicht riskieren dürfe, "die Handlungsfreiheit im Cyberspace zu verlieren". Das neue "Cyber Command" werde "die Sicherheit und Verlässlichkeit unseres Netzwerks sichern und gleichzeitig Vertrauen in das System aufbauen, während wir den Cyberspace nutzen, um neue und zukünftige Techniken einzusetzen". Die Feinde der USA versuchten, so hatte Wynne vor Kurzem gewarnt, auf die Server der US-Industrie zukommen, auf denen sich wichtige Daten befinden, oder "die elektromagnetische Energie auszubeuten, um unsere Präzisionswaffen zu testen, zu stören oder abzulenken". Lani Kass, Direktorin der Cyberarbeitsgruppe der Luftwaffe, sagte zur Bedeutung der neuen Einheit: "Die erste Schlacht eines jeden künftigen Kriegs wird um die Vorherrschaft in der Luft, im Weltraum und im Cyberspace gehen."

Laut Elder geht China jetzt vor allem der Industriespionage im Internet nach. Neben staatlichen Agenten würden dies auch Kriminelle und Hacker machen. Allerdings würden praktisch alle Feinde der USA die amerikanischen Netzwerke nach Handels- und Rüstungsgeheimnissen absuchen. "Alle außer Nordkorea", sagte er. "Wir haben festgestellt, dass es nur einen Laptop in ganz Nordkorea geben kann." Aber dieser Mensch dürfe die ausländischen Netzwerke nicht absuchen.

Im Februar erklärte das Pentagon bereits, dass der Großteil der Angriffe über das Internet aus China komme, vermutlich mit Unterstützung durch die Regierung. Dabei würden etwa technische Entwicklungen ausgespäht, aber auch versucht, die Aktivitäten des Pentagons zu beobachten und "Schläfer" in die Pentagon-Netzwerke für künftige Aktionen einzuschleusen. Verwiesen wurde auf ein White Paper der chinesischen Regierung, nachdem diese anstrebe, bis zur Mitte des Jahrhunderts einen "Informationskrieg" gewinnen zu können. (fr)