Chakuutas machen Apple das Leben in Japan schwer

In Japan gewinnt der Musikhandel über das Handy immer mehr an Bedeutung. Renner sind vor allem die so genannten Chakuutas, halbminütige Auskopplungen aus Songs, die mitunter mehrere Millionen Mal heruntergeladen werden.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Während in Europa und den USA das Geschäft mit Online-Musik-Downloads vorrangig auf die PC-Datenübertragung ausgerichtet ist, gewinnt in Japan der Musikhandel über das Handy immer mehr an Bedeutung. Renner im Land der aufgehenden Sonne sind die so genannten Chakuutas (frei übersetzt: "an Musik gelangen"), etwa 30 Sekunden lange Auskopplungen aus populären Liedern, die direkt auf das Mobiltelefon geschickt werden und etwas mehr als 70 Cent pro Stück kosten. Top-Seller, wie der auch in Deutschland erfolgreiche Song "Dragostea din Tei" (auf japanisch: "Koi no Maiahi") der moldawischen Boy-Group O-Zone, kommen in Chakuuta-Version auf bis zu vier Millionen Downloads.

Nach Zahlen der Tageszeitung Nihon Keizai Shimbun gaben japanische Handynutzer allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres umgerechnet rund 74 Millionen Euro für Musik-Downloads auf Mobiltelefone aus. Marktforscher gehen inzwischen sogar davon aus, dass das Chakuuta-Geschäft auch einen positiven Einfluss auf den seit Jahren rückläufigen Absatz von physischen Datenträgern hat: Zahlreiche Kunden würden zunächst Kurzversionen von Songs auf das Handy laden und bei Gefallen dann die entsprechende CD kaufen.

Mit umgerechnet zwei Euro sind Handy-Downloads von Vollversionen eines Songs in Japan allerdings noch deutlich teurer als das Herunterladen auf einen PC. Dennoch soll beispielsweise das Angebot "Chakuuta Full" von KDDI, zweitgrößter japanischer Mobilfunk-Provider, bereits deutlich beliebter sein als Apples iTunes-Store. Als Reaktion darauf plant Apple offenbar, gemeinsam mit asiatischen Herstellern ein iPod-Handy speziell für den japanischen Markt zu entwickeln, damit iTunes-Songs ohne Umweg über den PC auf Mobiltelefone gelangen. (pmz)