Vorverfahren gegen mutmaßlichen Wikileaks-Informanten läuft
Das Verfahren gegen den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Mannings hat mit einem sogenannten Pre-Trial Hearing begonnen, das eine mögliche Anklage vor einem Militärgericht vorbereiten soll.
Seinen 24. Geburtstag durfte der als Wikileaks-Informant verdächtigte Bradley Manning gestern bei einer Anhörung in Fort Meade (Maryland, USA) verbringen. Das bereits am Freitag gestartete und auf eine Woche angesetzte Anhörungsverfahren (Pre-Trial Hearing) dient dazu herauszufinden, ob ein Militärgerichtsverfahren (Court Martial) gegen Manning eröffnet wird oder nicht. Dem Soldaten droht im Fall einer Verurteilung eine lebenslange Gefängnisstrafe wegen der Unterstützung des Feindes. Seine Anhänger fordern seine Freilassung.
Am Freitag wurden zunächst vor allem Verfahrensfragen geklärt. Dabei scheiterte sowohl ein Befangenheitsantrag der Verteidigung gegen den Leiter des Verfahrens – Ermittlungsoffizier Lt. Almanza – als auch ein Antrag der Wikileaks-Anwälte, der darauf zielte, Julian Assange und den Wikileaks-Anwälten freien Zugang zum Mannings-Verfahren zu gewähren.
Die eigentlichen Anhörungen begannen dann gestern mit verschiedenen Zeugenvernehmungen. Dabei verzögerten vor allem technische Probleme immer wieder den Fortgang; die Zeugen wurden teilweise telefonisch befragt und es kam fortlaufend zu Verbindungs- und Verständigungsproblemen. Die Verteidigung sprach immer wieder emotionale Probleme Mannings an, die sie bei der Beurteilung des Falles berücksichtigt sehen will. Der 24-jährige US-Soldat war offenbar als homosexueller Einzelgänger ohne Freunde bekannt.
Mannings wird vorgeworfen, dass er während seines Einsatzes im Irak geheime US-Dokumente von Dienstrechnern dupliziert und der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt habe. Wikilieaks' Veröffentlichung zahlreicher Diplomatendepeschen und anderer Aufzeichnungen hatte für erhebliches Aufsehen gesorgt und neben diplomatischen Peinlichkeiten auch brutale Kriegsdetails ans Tageslicht gebracht.
Die Verteidigung versuchte am Samstag auch, Zweifel an den Anschuldigungen zu streuen. So sei der junge Obergefreite nicht der Einzige mit Zugang zu seinem Computer gewesen, von dem aus der riesige Datenklau unternommen worden sein soll. Ein als Zeuge befragter, an der Ermittlung beteiligter IT-Experte des Militärs sagte aus, dass der Rechner nicht passwortgeschützt gewesen sei.
Das Verfahren wird heute gegen 16 Uhr hiesiger Zeit fortgesetzt. (ohu)