Streit um Kontrolle der polnischen Telco PTC eskaliert

Während die französische Vivendi der Deutschen Telekom und der Elektrim Rechtsbruch vorwirft, hindern Bodyguards die neuen Vorstände am Betreten ihres Warschauer Arbeitsplatzes.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Erst am 11. Februar 2005 hatte die Deutsche Telekom AG verkündet, dass man durch einen Wiener Schiedsspruch Rechtssicherheit über die Eigentumsverhältnisse am polnischen Mobilfunkanbieter Polska Telefonia Cyfrowa Sp.z o.o. (PTC) erlangt habe. Der polnische Mobilnetzbetreiber ist auch bekannt als Era GSM. Der Bonner Konzern streitet sich seit langem mit dem französischen Konzern Vivendi Universal darüber, ob ein 48 Prozent aller Anteile umfassendes Aktienpaket entweder dem polnischen Energieversorger Elektrim S.A. gehört, oder vielmehr der Elektrim Telekomunikacja zuzurechnen sind, einem Joint Venture, an dem Vivendi Universal eine maßgebliche Beteiligung hält.

Unstreitig ist, dass die Deutsche Telekom (über ihre Tochter T-Mobile) selbst 49 Prozent der Anteile an PTC hält. Zusammen mit dem umstrittenen Elektrim-Paket käme sie auf 97 Prozent und könnte die PTC allein kontrollieren. Der größte Mobilfunkanbieter Polens verfügt über circa 38 Prozent Marktanteile und rund neun Millionen Kunden. In Einvernehmen mit der Elektrim S.A. hat die Telekom den Vorstand der PTC neu besetzt.

Nach der Rechtsauffassung der Deutschen Telekom und der Elektrim S.A. gehört das Aktienpaket eindeutig der Elektrim S.A. Bestätigt sehen sich die Bonner durch die Entscheidung eines Wiener Schiedsgerichts. Nach Auskunft von Telekom-Pressesprecher Hans Ehnert gegenüber heise online ist der Wiener Schiedsspruch zwischenzeitlich von einem polnisches Gericht anerkannt worden. Ehnert betonte: "Wir bewegen uns klar auf dem Boden des Rechts." Seit vergangenem Freitag würden jedoch alle deutschen Vorstandsmitglieder, darunter auch jene, die schon dem vorherigen Board angehört hatten, durch schwarz gekleidete Bodyguards am Betreten ihres Warschauer Arbeitsplatzes gehindert.

Laut Medienberichten haben sich am 28. Februar die Präsidenten Frankreichs und Polens, Jacques Chirac und Aleksander Kwasniewski, getroffen, wobei unklar ist, ob PTC Gegenstand ihrer Gespräche gewesen ist. In einer von Vivendi Universal am 1. März verbreiteten Pressemitteilung zum Streit um PTC betont der Mischkonzern jedenfalls, ein maßgeblicher Investor in Polen zu sein, der seit 1999 die Entwicklung der PTC zum heutigen Marktführer unterstützt habe. In den bisherigen gerichtlichen Entscheidungen zu seinen Lasten sieht der französische Konzern den Bruch polnischen und internationalen Rechts. Man habe sich an die polnische Regierung gewandt, um Vivendi zu seinem Recht zu verhelfen. (ssu)