Cebit

TU Chemnitz zeigt Fernsteuerung via Handy und Bluetooth

Messebesucher sollen am mitteldeutschen Gemeinschaftsstand ohne Modifikationen mit ihrem eigenen bluetooth-fähigen Handy ein Modellauto fernsteuern können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 101 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

Informatiker der TU Chemnitz wollen auf der CeBIT die Funktionsweise einer von ihnen entwickelten Handy-Schnittstelle demonstrieren. Messebesucher sollen am mitteldeutschen Gemeinschaftsstand "Forschung für die Zukunft" (Halle 9, Stand D04) mit ihrem eigenen bluetooth-fähigen Handy ein Modellauto fernsteuern können. Während das Modellauto made in Chemnitz über einen speziellen Empfänger verfügt, müssen nach Einschätzung seiner Entwickler am Handy des Besuchers keine Modifikationen vorgenommen werden. Eine kommerzielle Anwendungsmöglichkeit sehen die Forscher am Lehrstuhl für Technische Informatik um Professor Dr. Wolfram Hardt in der Steuerung von elektrischen Garagentoren. Da Autofahrer ihr Handy meist mitnähmen, entfalle die lästige Suche nach der speziellen Tor-Fernsteuerung, die man womöglich zu Hause vergessen habe.

Am Modellauto oder Garagentor befindet sich ein bluetooth-fähiger Empfänger, dessen Prozessor modular unter Java programmiert wurde. Dabei greifen die Chemnitzer auf AT-Befehle zurück, die einst zur Steuerung von Modems entwickelt worden sind und heute zum Repertoire der verschiedensten kabelgebundenen oder drahtlosen Verbindungsprotokolle gehören. Mit AT-Befehlen lässt sich beispielsweise ein GSM-Handy als Funk-Modem einsetzen oder sein Telefonbuch mit dem PC abgleichen. Die Informatiker haben herausgefunden, dass die meisten marktüblichen Bluetooth-Handys beim Druck der Zifferntasten Null bis Neun gleichartige "Events" liefern, die dann von der Empfängereinheit am Modellauto eindeutig zugeordnet und in Bewegung umgesetzt werden. Hingegen sind die Events anderer Tasten wie "Auflegen" oder Handy-Joysticks je nach Modell verschieden.

Darüber hinaus machen sich die Chemnitzer zunutze, dass fast alle von ihnen getesteten Bluetooth-Handys das Serial Port Profile (SPP) unterstützen. Dieses emuliert eine serielle Schnittstelle, auf der beliebige Anwendungen aufsetzen können, die ursprünglich für die Kommunikation per RS232-Kabel ausgelegt wurden. So wird SPP behelfsmäßig auch für die Anbindung von Schnurlos-Mäusen genutzt. Über das SPP kann das mitgebrachte Handy des Messebesuchers veranlasst werden, die Eingaben auf seinem Ziffernblock via Bluetooth an den Empfänger am Modellauto zu senden.

Damit unterscheidet sich der Ansatz der TU Chemnitz etwa von herstellergebundenen Lösungen wie dem Spielzeugauto CAR-100, das Sony Ericsson vor anderthalb Jahren vorgestellt hatte. Dessen Fernsteuerung verwendet zwar auch AT-Befehle, diese sind jedoch proprietär, sodass die Fahrer des CAR-100 auch ein Handy desselben Herstellers besitzen müssen. Eine ausführliche Übersicht über die Vielzahl an Bluetooth-Profilen und Anwendungen findet sich in der Bluetooth-Datenbank von heise mobil. (ssu)