Kurt Ostbahn lebt: Musiker kocht für Musikbeschaffer

Universal Music sucht nach nicht mehr verfügbaren Aufnahmen eines Live-Konzerts des österreichischen Kurt Ostbahn: Die Festplatte mit den Aufnahmen ist zwar verschwunden, doch ein Fan hat ein MP3-Stück aus der Aufnahme im Kazaa-P2P-Netz gesichtet.

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Universal Music sucht nach verschwundenen Aufnahmen eines Live-Konzerts von Kurt Ostbahn & der Kombo aus dem Jahr 2003. Die Festplatte mit den Aufnahmen ist verschwunden, doch hat ein Fan einen Song davon ("Na, so wirst ned oid") im Kazaa-P2P-Netz gesichtet. Die Plattenfirma drohte zunächst dem Serverbetreiber mit einer Unterlassungsklage, hat aber nun den Wert des Fundes erkannt und bietet dem reuigen Sünder — oder wer immer die Aufnahmen beschafft — 1.000 Euro Finderlohn, keine Fragen, freies Geleit und eine komplette Ostbahn-Discografie. Mittlerweile hat Universal den Finderlohn gar auf 5.000 Euro erhöht. Das verschwundene Konzert sollte noch heuer als Album auf den Markt kommen. Weu, nix schwimmt so schnö wia de eigenen Fö.

"Des is typisch fürs Computerzeitalter", meint Ostbahn zum aktuellen Vorfall, "Früher hamma die Musik auf Bandln aufgenommen, und die wurden dann ordentlich beschriftet und archiviert. Jetzt gibts des alles nur mehr auf Festplatten. Da soll si ana auskennen -- aber i bestimmt ned." Um die gesuchten "Quell-Sessions" (benannt nach dem Auftrittslokal Gasthaus Quell) von anderen Aufnahmen unterscheiden zu können, kann auf der Ostbahn-Website ein Ausschnitt der aufgetauchten MP3-Datei heruntergeladen werden.

Der Autor und Songtexter Günter "Trainer" Brödl hatte Ostbahn Mitte der 70er Jahre erfunden. Er suchte in Kleinanzeigen nach LPs des Künstlers, die es damals noch gar nicht gab. Diverse Eisenbahnbrücken verzierte er mit "Ostbahn lebt!". Ein Theaterstück, Kriminalromane und Comics rund um Ostbahn entstanden im Laufe der Jahrzehnte. Auch als Übersetzer von Asterix-Comics tat sich Ostbahn alias Brödl hervor. Am 1. April 1983 veranstaltete er ein Konzert der damals noch fiktiven Band "Ostbahn-Kurti & die Chefpartie". Es war von vorn herein ausverkauft, niemand bekam Karten. Im selben Jahr fand er in Willi Resetarits jenen Partner, der den Ostbahn über 20 Jahre auf der Bühne, im Radio und auch in der Krimi-Verfilmung Blutrausch verkörpern sollte. Als der "Trainer" 2000 unverwartet starb, erfüllte Resetarits noch laufende Verträge und ließ Ostbahn Ende 2003 in den Ruhestand treten.

Dass ein Dieb das digitale Tondokument an sich gebracht haben könnte, will Ostbahn allerdings nicht glauben: "A wos, beim Erich [dem Kombo-Bassisten und Studiobesitzer, Anm. der Red.] gehen ja so viele Leute ein und aus, da muss keine böse Absicht dahinter stecken. Wahrscheinlich wars ein Versehen -- hoff mas hoit. Oder ein ungeduldiger Kurtologe, der die CD nicht mehr abwarten wollte. Jedenfalls: Es warat ka Fehler, wenn ma die Plattn wiederkriegen täten ..." Um dies zu erreichen, würde sich Ostbahn sogar an den Herd begeben: "Wenn des a Fan war, dann soll er die Festplatten afoch zruckgeben oder sie mit der Post schicken, falls er lieber anonym bleiben will. Ich verspreche ihm jedenfalls höchstpersönlich, dass die CD noch des Jahr erscheinen wird -- wenn mas wiederkriegen. Und als Dank für die Rückerstattung tät ich dem Betreffenden sogar bei mir daheim wos zum Essen kochen."

Chili con Carne mit Tequila Sunrise, womöglich. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)