Begräbnis dritter Klasse für OS/2

IBM hat seine OS/2-Strategie für 2005 formuliert: Der Kunde möge die Client-Server-Welt verlassen und sich mit Browser und Workplace Client unterstützt von WebSphere, Java und XML befassen.

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IBM hat seine OS/2-Strategie für 2005 formuliert. Schon der Anfang des Dokuments lässt nichts Gutes für das einst als Windows-Konkurrenz gehandelte Betriebssystem von Big Blue erwarten: "IBM hat die Stärken und Vorteile von Internet-Technologien und der Unabhängigkeit von Plattformen seit Jahren befürwortet und den Kunden weltweit empfohlen, auf die Websphere Software Platform zu wechseln." Die Handlungsempfehlung lautet dann wie zu erwarten klipp und klar, der Kunde möge die Client-Server-Welt verlassen -- gemeint ist hier nicht nur OS/2 -- und sich mit Browser und Workplace Client unterstützt von WebSphere, Java und XML befassen.

In diesem Portfolio kommt OS/2 überhaupt nicht vor, weder als Client noch als Server. IBM empfiehlt eine Migration auf Linux-Clients und Server unter Linux oder Windows, ohne die übliche Ausschlussklausel zu vergessen: "Bei allen Aussagen bezüglich IBMs zukünftiger Ausrichtung und Absichten sind Änderungen und Zurücknahmen ohne Benachrichtigung vorbehalten. Sie repräsentieren nur Zielsetzungen."

Den kostenpflichtigen OS/2-Support will IBM für Passport-Kunden noch bis Ende 2006 aufrecht erhalten. Den Kunden, die auch 2006 noch OS/2 einsetzen wollen, empfiehlt IBM, noch in diesem Jahr ausreichend Hardware einzukaufen. Diese Empfehlung wird möglicherweise vor dem Hintergrund ausgesprochen, dass es für neuere Geräte keine offizielle Unterstützung mehr geben wird. In der Zusammenfassung macht IBM dann unmissverständlich klar, dass ein Umstieg unvermeidlich ist: "Wir waren Ihr Client-Server-Anbieter".

Für einige Anwender von OS/2 entwickelt sich nach dem endgültigen Ausstieg von IBM die OS/2-Variante eComStation, die mittlerweile auch mit dem PC-Emulator SVISTA ausgeliefert wird, zur einzig ernsthaften Alternative, wollen sie nicht ihre EDV innerhalb IBMs Zeitplänen komplett umstricken. Dies könnte etwa wichtig für einige Banken und Versicherungen sein, die mitunter immer noch millionenschwere selbst geschriebene OS/2-Anwendungen im Einsatz haben.

Siehe zu OS/2 auch:

(Volker Weber) / (jk)