Nach Urabstimmung ist Streik bei Infineon beschlossene Sache

Mit der Arbeitsniederlegung will die Gewerkschaft die geplante Schließung des Münchner Werks mit 800 Beschäftigten möglichst noch verhindern oder zumindest einen Sozialtarifvertrag erreichen. Für Infineon ist die Werksschließung nicht verhandelbar.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 83 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Der Streik beim Chipkonzern Infineon ist beschlossene Sache: Fast 93 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder im Werk München-Perlach hätten in der Urabstimmung für einen unbefristeten Streik gestimmt, teilte der IG-Metall-Bevollmächtigte Harald Flassbeck mit. Mit der Arbeitsniederlegung will die Gewerkschaft die geplante Schließung des Werks mit 800 Beschäftigten möglichst noch verhindern oder zumindest einen Sozialtarifvertrag erreichen. Darin könnten eine Beschäftigungsgesellschaft und Abfindungen geregelt werden. Die Gewerkschaft hatte in Verhandlungen mit dem Unternehmen auf einen Erhalt der Arbeitsplätze gedrungen und unter anderem eine fünfjährige Qualifizierungsgesellschaft für die Betroffenen sowie eine Entgeltabsicherung für ältere Arbeitnehmer gefordert. Die Gespräche waren aber gescheitert.

Infineon erklärte bereits, man wolle bei dem drohenden Streik die Produktion im Werk München-Perlach aufrechterhalten. "Wir sind gut gerüstet", sagte der zuständige Chef der Automobilsparte, Reinhard Ploss, der dpa. "Wir gehen davon aus, dass wir die Fertigung in einem gewissen Rahmen weiterlaufen lassen können." Zugleich betonte der Manager, der Konzern sei kompromiss- und jederzeit verhandlungsbereit. Infineon sei zu Gesprächen über die Höhe der Abfindungen und die Gründung einer Beschäftigungsgesellschaft nach der geplanten Schließung des Werks mit 800 Beschäftigten bereit. Dagegen sei der Termin der Schließung Anfang 2007 nicht verhandelbar. "Es gibt keine Alternative zur Schließung." An diesem Thema seien die Verhandlungen mit der IG Metall gescheitert.

"Überlegungen, das Werk zu schließen, bestehen seit mehreren Jahren. Den einzigen Vorwurf, den man machen könnte, wäre, dass wir es nicht früher geschlossen haben", meinte Ploss. Auch den Mitarbeitern sei schon länger bekannt, dass "die Aufgabenstellung der Fabrik nicht mehr gegeben ist". Die betroffenen Mitarbeiter hätten noch Zeit, sich einen neuen Job zu suchen, sagte Ploss. Zudem werde es eine Auffanggesellschaft geben - allerdings nicht für fünf Jahre wie von der IG Metall gefordert, aber für einen beträchtlichen Zeitraum.

Die Infineon-Führung hofft, dass die Verhandlungen mit der IG Metall bald fortgeführt werden können. Wenn es allerdings das einzige Ziel der Gewerkschaft sei, die Schließung zu verhindern, sei der Streik rechtswidrig. Zudem bestehe die Gefahr, dass Infineon Teile der Fertigung wegen der Arbeitsniederlegung in andere Werke verlagere. Dies könne den Prozess der Schließung beschleunigen. (dpa) / (jk)