Statistik des Glücks

Wann sind Menschen mit ihrem Leben zufrieden? Forscher haben anhand von Umfragen der US-Bevölkerung ermittelt, dass dies erstaunliche Gründe haben kann.

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  • Kentucky FC

Wann sind Menschen mit ihrem Leben zufrieden? Forscher haben anhand von Umfragen der US-Bevölkerung ermittelt, dass dies erstaunliche Gründe haben kann.

Das Streben nach Glück steht als "Pursuit of Happiness" schon in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten. Doch welche Auswirkungen hat die individuelle Zufriedenheit der Bevölkerung auf das Wirtschaftsleben?

In der Vergangenheit haben Ökonomen das Thema ignoriert, weil sie annahmen, dass Glück für die Menschen mit makroökonomischen Bedingungen wie dem Bruttoinlandsprodukt zusammenhängt. Doch das allein greift zu kurz. Verschiedene Untersuchungen zeigen nämlich, dass die Lebenszufriedenheit in ärmeren Ländern höher ist als in den USA – etwa in Brasilien, Costa Rica und Panama.

Die Faktoren, die auf den persönlichen Glücksbegriff Einfluss nehmen, lassen sich jedoch nur schwer definieren – entsprechende Statistiken galten bislang als schlecht einzuordnen. Als eine der besten Datenquellen zum Thema gilt in den USA die sogenannte General Social Survey, eine Untersuchung, die bereits seit 1972 regelmäßig durchgeführt wird. Das Material hilft nun Soziologen, Demografen und Ökonomen, einen Blick dafür zu bekommen, wie die Menschen in einer Industrienation denken und fühlen.

Im Detail heißt es in der Umfrage zum Thema Zufriedenheit: "Wenn man alles einmal zusammennimmt, wie würden Sie Ihre aktuelle Lage beurteilen? Würden Sie sich als "sehr glücklich", "relativ glücklich" oder "weniger glücklich" bezeichnen?" Rund 32.000 Personen haben diese Frage in den letzten 40 Jahren beantwortet.

Die Statistiker Teng Guo und Lingyi Hu haben den Datenschatz nun näher untersucht und eine detaillierte Analyse erstellt, die die Faktoren enthalten soll, die Glück und Zufriedenheit in den USA definieren.

Dabei ist die Analyse in zwei Teile unterteilt. Der erste untersucht die Frage, wie Glück mit persönlichen Eigenschaften wie Alter, Gesundheit, Ehestand oder Einkommen zusammenhängt. Teil zwei prüft Korrelationen zwischen Glück und makroökonomischen Indikatoren wie Inflation oder Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Die Ergebnisse sind spannend. Der wichtigste persönliche Faktor ist die Gesundheit. Gesunde Menschen sind rund 20 Prozent glücklicher als der Durchschnitt, während kranke Menschen 8,25 Prozent unglücklicher sind. Am zweitwichtigsten ist der Ehestand: Hier sind 10 Prozent der Verheirateten glücklicher als jene Menschen, die niemals verheiratet waren. Das persönliche Einkommen spielt dagegen eine erstaunlich kleine Rolle. Mit mehr Geld sind die meisten Menschen glücklicher, doch diejenigen in der höchsten Einkommensklasse sind tatsächlich nur 3,5 Prozent glücklicher als der Durchschnitt.

Das könnte eines der merkwürdigen Ergebnisse der Analyse erklären helfen: Kinder reduzieren das Zufriedenheitsgefühl. Im Durchschnitt senkt ein Kind es um 0,24 Prozent. Guo und Hu glauben, dass dies damit zu tun hat, dass die Umfrage in Richtung ärmerer Familien mit weniger frei verfügbarem Einkommen verschoben zu sein scheint. Kinder kosteten Geld und machten das Leben dadurch problematischer für diese Menschen.

Wesentlich schwerer lassen sich makroökonomische Faktoren aufspüren. Beispielsweise gibt es kaum eine kausale Beziehung zwischen Glück, BIP oder Veränderungen im BIP. "Tatsächlich zeigen die Daten hier statistisch gesehen keine erwähnenswerte Verbindung."

Bei der Inflation sieht es allerdings anders aus. Guo und Hu zeigen, dass schon ein Prozent mehr Inflation ausreicht, um die Stimmung um 3,1 Prozent zu drücken. "Die Intuition dahinter ist richtig: Mehr Inflation bedeutet weniger Kaufkraft, weil die Preise steigen."

Doch was lässt sich aus der Studie in ihrer Gesamtheit lesen? Eigentlich scheint es ganz einfach zu sein: Damit Menschen glücklicher sind, müssten sie gesünder sein. Guo und Hu weisen allerdings auch darauf hin, dass es deutliche Probleme mit Rückschlüssen dieser Art gibt. Was ist Ursache und was ist Wirkung? Macht Gesundheit glücklicher oder sind glückliche Menschen gesünder? Verhilft ein höheres Einkommen den Menschen zu mehr Glück oder verdienen glücklichere Menschen schlicht mehr Geld?

Antworten auf solche Fragen dürften sich auf die Schnelle kaum finden lassen. Guo und Hu fordern deshalb, weitere Daten zu sammeln. Das Glück einer Nation ist schließlich ihr höchstes Gut. (bsc)