Studie: Intensive, langjährige Handy-Nutzung könnte Krebsrisiko erhöhen

Es gebe zwar weiter keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Handy-Nutzung und Krebsrisiko; bei Anwendern aber, die ein Handy länger als 10 Jahre intensiv einsetzten, könnte das Wachstum von Hirntumoren gefördert werden, heißt es in einer neuen Studie.

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Von
  • Jürgen Kuri

Intensive und langjährige Nutzung von Handys könnte das Wachstum von bösartigen Hirntumoren fördern, lautet das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten Studie (Mobile phone use and risk of glioma in 5 North European countries, Anna Lahkola et al., International Journal of Cancer, DOI 10.1002/ijc.22503).

Anna Lahkola von der finnischen Strahlenschutzkommission hat mit Kollegen aus Schweden, Dänemark, Norwegen und Großbritannien gut 1500 Patienten mit einem Gliom befragt, einem bösartigen Tumor des Stützgewebes im Hirn, berichtet die Süddeutsche Zeitung aus der Studie. Danach war das Risiko eines Glioms auf der Seite, wo die Nutzer das Gerät normalerweise an den Kopf hielten, um 39 Prozent erhöht, wenn sie länger als zehn Jahre ein Handy benutzt hatten.

Allerdings bleibt auch weiterhin umstritten, ob die elektromagnetische Strahlung, die bei Handy-Nutzung auftritt, wirklich zu Gesundheitsschäden führt. Dänische Forscher hatten aus einer groß angelegten epidemiologischen Studie Ende vergangenen Jahres den Schluss gezogen, auch eine jahrzehntelange Benutzung von Mobiltelefonen erhöhe das Krebsrisiko nicht. Frühere Studien hatten aber beispielsweise wie in der jetzt vorgelegten Studie erhöhtes Krebsrisiko auf der Seite festgestellt, an die Anwender bevorzugt ihr Handy beim Telefonieren halten.

Es gibt allerdings einige Fehlerquellen bei solchen Studien – so müssen sich die Forscher beispielsweise darauf verlassen, dass sich alle Teilnehmer, Patienten wie Kontrollpersonen, gleich gut an ihr Telefonverhalten in den vergangenen Jahren erinnern. Außerdem unterschätzten Wenignutzer die Zeit, die sie ein Handy ans Ohr halten, während Vielnutzer diesen Zeitraum überschätzten, schreibt die Süddeutsche unter Berufung auf weitere Studien. Zudem würden sich Patienten mit einem Hirntumor verstärkt einreden, dass sie das Handy immer auf die betreffende Seite des Gesichts gehalten hätten. Immerhin habe die jetzt veröffentliche Studie von Anna Lahkola und Kollegen eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 5 Prozent, dass die Ergebnisse rein zufällig entstanden sind.

Einige Faktoren, die bei der Studie nicht berücksichtig wurden (etwa die Nutzung von DECT-Telefonen), sowie einige widersprüchliche Ergebnisse (die Ergebnisse seien nicht aussagekräftig für Teilnehmer an der Studie, die sich besonders gut an ihre Telefoniergewohnheiten erinnerten; einige Zahlen sprächen sogar für eine Reduktion des Gliom-Risikos durch Handy-Nutzung) führen dazu, dass die Forscher erneut weitere Untersuchungen für notwendig halten. Es gebe weiterhin keinen klar bewiesenen Zusammenhang zwischen Handy-Nutzung und Krebsrisiko; lediglich die Zahlen für Anwender, die ein Handy länger als 10 Jahren im Einsatz hätten, sprächen für einen Zusammenhang. Gerade dies aber hält etwa der Epidemiologe Eberhard Greiser für plausibel. Der ehemalige Leiter des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin meinte gegenüber der Süddeutschen Zeitung: "Biologisch macht es Sinn, dass die Effekte erst nach zehn Jahren Gebrauch zu erkennen sind. Tumore brauchen lange, bis sie sich entwickeln." (jk)