Neue Kernel-Serie mit Linux 2.6.11.1 gestartet

Mit einer neuen Kernel-Serie, die auf den zuletzt freigegebenen 2.6 Kernel aufbaut, wollen die Entwickler bekannte Fehler und Sicherheitslücken stopfen, die während der parallel stattfindenden Weiterentwicklung bekannt werden.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nach der Diskussion um ein neues Bezeichnungsschema für Linux 2.6 haben die Kernel-Entwickler sich jetzt vorerst darauf geeinigt, parallel zur Weiterentwicklung eine neue stabile Version des zuletzt freigegebenen Kernels zu veröffentlichen. Sie sollen eine Bezeichnung mit vier Zahlen nutzen. Mit dem Kernel 2.6.11.1 haben die Kernel-Entwickler bereits die erste Version nach dem neuen Schema veröffentlicht.

Der kaum 60 Zeilen lange Patch setzt auf den Kernel 2.6.11 auf und ist komprimiert kleiner als sein Changelog. Er beseitigt Fehler im Zusammenhang mit Tastaturproblemen auf einigen Dell-Notebooks und ein Problem beim Kompilieren des RAID6-Codes für PPC/PPC64.

Greg Kroah-Hartman, der bereits unter anderem die USB- und PCI-Subsysteme des Kernels verwaltet, gab den Kernel nach einer viele Mails langen Diskussion auf der Kernel-Mailingliste frei. Er will sich zusammen mit Chris Wright um die Pflege der neuen Kernel-Serie kümmern. Ganz im Sinne des Linux-Erfinders Linus Torvalds war die Veröffentlichung jedoch zunächst nicht: Noch nach der Freigabe von 2.6.11.1 bat er, dass die neue Kernelreihe nicht nach dem jetzt verwendeten Schema bezeichnet werden solle. Nachdem er jedoch auf die Veröffentlichung des Kernels aufmerksam gemacht wurde, änderte er seine Meinung, und schrieb, dass er mit dem neuen Schema vollkommen einverstanden sei. Man müsse halt etwas experimentieren, bevor sich alles auf diese oder eine andere Weise einspielt.

Unterdessen hat Kroah-Hartman Richtlinien zur Diskussion gestellt, was denn in die fehlerbereinigten Kernel integriert werden soll und was nicht. Neue Funktionen sollen keinesfalls aufgenommen werden, Patches, die konkrete oder schwerwiegende Fehler und Sicherheitslücken beseitigen, sollen maximal 100 Zeilen lang sein. Auch der Verwalter des 2.6. Kernels, Andrew Morton, schlug bereits einige Kandidaten vor, die möglicherweise in den Kernel 2.6.11.2 integriert werden könnten.

Derzeit liegt der Patch noch im privaten Bereich der Kernel-Entwickler auf kernel.org. Die Informationen zu der Kernel-Serie sollen jedoch auf der Kernel-Homepage integriert werden und die Patches sollen in Zukunft an der prominenteren Stelle, etwa im selben Verzeichnis wie der Kernel 2.6, bereitstehen. Von einem Bitkeeper-Tree sollen die Fehlerkorrekturen weit gehend automatisch in den parallel von Morton und Torvalds gepflegten Entwicklungszweig des Kernels übergehen. Seit der Freigabe des Kernel 2.6.11.1 hat dieser wieder an Fahrt aufgenommen, über das Wochenende wurden bereits wieder allerlei Änderungen verzeichnet; Morton hat zudem seinen mm-Kernel an 2.6.11 angepasst.

Von der neuen Veröffentlichungsstrategie erhoffen sich die Entwickler eine schnellere Weiterentwicklung des Kernels, während sich einschleichende Fehler in den Kerneln mit vier Versionsnummern beheben lassen. Einige Entwickler hatten kritisiert, dass der Kernel 2.6 instabiler sei, als es die Kernel-Serien 2.2 und 2.4 waren -- es gab sogar Stimmen, die vom Einsatz des Kernels von kernel.org abrieten und empfahlen, die Kernel der großen Linux-Distributionen zu nutzen, da sie besser getestet seien.

Die Entwickler bemängelten zudem, dass Torvalds bisher nicht wie sonst nach der ersten Stabilisierungsphase des Kernel 2.6 einen Entwickler-Kernel 2.7 aufgemacht hat, aus dem dann ein Kernel 2.8 hervorgehen hätte können. Dieses Vorgehen hat jedoch meist zu langen Entwicklungsphasen geführt -- dadurch hatte die Linux-Distributoren in der Vergangenheit Funktionen aus dem Entwickler-Kernel in den stabilen Kernel zurückportiert, was teilweise zu Inkompatibilitäten zwischen den Distributionen führte. (thl)