Digitaler Behördenfunk: Rumpfnetz soll bis zur Fußball-WM stehen

Bundesinnenminister Otto Schily will den Aufbau eines digitalen Behörden-Funknetzes so weit vorantreiben, dass zur WM 2006 zumindest einige Austragungsorte der Spiele abdeckt sind.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Bundesinnenminister Otto Schily will den Aufbau eines digitalen Funknetzes für die Behörden mit Ordnungs- und Sicherheitsaufgaben (BOS) so weit vorantreiben, dass zur Fußball-WM im Jahre 2006 ein "Rumpfnetz" eingerichtet ist, welches zumindest einige Austragungsorte der Spiele abdeckt. Dies erklärte Schily gegenüber dem Tagesspiegel. Schily bezifferte die Kosten für das Projekt auf 3,8 Milliarden Euro und erwähnte einen neuen Finanzierungsplan, der auf der Innenministerkonferenz am 18. März vorgestellt werden soll.

Die Idee eines bundeseigenen Rumpfnetzes, das jeweils die Hälfte der Fläche eines jeden Bundeslandes erreicht, hatte Schily erstmals auf der Innenministerkonferenz am 11. Februar vorgestellt. Während der Bund das Rumpfnetz finanziert, sollen die Länder sich dem Rumpfnetz anschließen und auf eigene Kosten die verbleibende Fläche abdecken. Bund und Länder sollten dabei für die gegenseitige Nutzung der Netze entsprechende Entgelte zahlen.

Zur Technik selbst machte Schily im Gespräch mit dem Tagesspiegel keine Angaben, sondern betonte nur, dass es eine offene Ausschreibung geben werde. Unwahrscheinlich sei aber, dass ein System in Frage kommt, "bei dem wir uns nur draufsetzen", heißt es in der Zeitung. Damit sind Angebote, ein digitales Funknetz für Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Technisches Hilfswerk innerhalb eines bestehenden GSM-Netzes (BOS-GSM) einzurichten, ohne Chance.

Im Zusammenhang mit der Finanzierung des digitalen BOS-Funks hatte Carsten Kreklau vom Bundesverband der deutschen Industrie in der vergangenen Wohe davor gewarnt, mit einem Rumpfnetz politische Kompromisse durchzusetzen, unter denen die Anwender wie die beteiligte Industrie leiden müssten. Anlässlich der Vorstellung der Studie "Ökonomische Aspekte der Einführung des Digitalfunks" erklärte Kreklau zum Rumpfnetz: "Es bleiben viele Fragen (Interoperabilität, Schnittstellen, Parallelaufbau, Abrechnungssysteme für Netzentgelte, steigende Gesamtkosten etc.) offen, die dringend geklärt werden müssen. Auf keinen Fall darf es dazu kommen, dass diese Unklarheiten ungelöst ins Ausschreibungsverfahren hineingetragen werden."

Die von der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Vallendar erstellte Studie untersucht auf 110 Seiten die Konzepte zum Aufbau eines digitalen Funknetzes. Im Gegensatz zur sogenannten GAN-Studie (Gruppe Anforderungen an das Netz) von Bund und Ländern rechnet die Studie die Kosten für Leitstellen und Endgeräte mit in das Gesamtprojekt ein und schätzt, dass die Gesamtkosten für den Digitalfunk auf bis zu 4,59 Milliarden Euro kommen können. Die GAN rechnet demgegenüber mit 3,06 Milliarden. (Detlef Borchers) / (pmz)