Die Durchstarter 2012: SSDs und Thunderbolt
Der Festplattenmarkt stabilisiert sich und Thunderbolt kommt nun auch für Wintel-PCs. Dessen Potenzial wird sich aber erst in den Folgejahren entwickeln. SSDs sind da bereits 2 Schritte weiter. Die Technik wandelt sich vom Hoffnungs- zum Umsatzträger.
Hoffnungsträger Thunderbolt
(Bild:Â Intel)
Momentan tummelt sich die Komponenten-Branche in Las Vegas. Dort gibt die CES einen Ausblick auf die kommenden Produkte und Technologien. Wie jedes Jahr schwanken die Diskussionen zwischen himmelhochjauchzend – Umsatz mit Unterhaltungselektronik steigt auf über 1 Billion US-Dollar – und Schwarzmalerei – PC-Absatz könnte stärker sinken als erwartet. Die Durchstarter sollen 2012 aus der Speicherecke kommen: Solid-State-Disks (SSDs) und Thunderbolt.
Thunderbolt wächst über die Apple-Grenzen hinaus
Gab es Thunderbolt bisher nur für Apple-Rechner, kommt die Schnittstelle nun auch für Desktop-PCs mit Windows oder Linux. Als Wegbereiter tritt dabei Intels Z77-Chipsatz auf, der für Ivy-Bridge-CPUs im zweiten Quartal auf den Markt kommen soll. Wobei Experten davon ausgehen, dass Thunderbolt nicht direkt im Chipsatz integriert sein wird. Während unter anderem Acer und Lenovo Notebooks mit Thunderbolt-Anschluss zeigen, kündigen LaCie, Seagate, Western Digital und die Hitachi-Tochter G-Technology diverse Speicherprodukte an. Seagate bringt für seine Goflex-Serie einen SATA-to-Thunderbolt-Adapter, der zumindest in den USA noch im Januar lieferbar sein soll.
Seit Ende November haben die HEKs für Desktop-Festplatten viel von ihren Höchstwerten eingebüßt. Stabil zeigen sich gefragte Kapazitätsgrößen ab 1,5 TByte.
Das Besondere an Thunderbolt ist die Geschwindigkeit. Laut Spezifikation lässt sich eine Datenrate von bis zu zehn Gbit/s erreichen – auf zwei Kanälen in beide Richtungen. Dies ist zum Beispiel doppelt so schnell wie USB 3.0. Erste Tests fallen entsprechend positiv aus.
Distribution und Handel sind hierzulande noch nicht gänzlich vom geschäftlichen Potenzial überzeugt. "Thunderbolt hat sich noch nicht am Markt durchgesetzt, was sich auch in 2012 nach unseren Erwartungen nicht maßgeblich ändern wird", erklärt Florian Gerken, Senior Manager Components bei Ingram Micro Distribution, gegenüber heise resale.
"Aufgrund der Krise in Thailand wird auch im Jahre 2012 nicht mit Thunderbolt zu rechnen sein, da die Hersteller an allererster Stelle mit der Wiederaufnahme der Produktion und Rückgewinnung von Shares zu kämpfen haben", ergänzt Markus Harbach, Leiter Einkauf bei Wave. "Thunderbolt wird noch solange ein Nischendasein erleben, bis die Masse an Herstellern zumindest bei Notebooks und Mainboards auf diesen Zug aufspringt."
Andreas Dudda, Leiter der BU Components & Software bei Devil, ist dagegen weniger pessimistisch: "Die Thunderbolt-Technologie bietet großes Potenzial und wird ab Mitte 2012 ersten Einfluss auf den Markt ausüben. Anfangs dürfte das Thema vor allem die nicht zu unterschätzende Anzahl von Apple-Usern interessieren. Darüber hinaus braucht es wohl noch einige Zeit, bis dieser Standard umfassend unterstützt und auch bezahlbar wird." Das Potenzial und erste Ansätze seien vorhanden, doch für 2012 reiche es noch nicht, um sich zu einer Mainstream-Technologie zu entwickeln.
Bei fast allen SSDs schleicht der HEK leicht nach oben, einerseits dem Dollar geschuldet, anderseits waren zum Jahreswechsel die Lager nahezu leer.
Dies sieht auch Ilgonis Inspeters, Leiter Business Unit Komponenten bei Tech Data, so: "Wir erwarten, dass sich Thunderbolt mittel- und langfristig gegenüber USB 3.0 durchsetzen wird, da es für eine Vielzahl von Technologien nutzbar ist und hohe Übertragungsgeschwindigkeiten zulässt. Zudem setzt Trendsetter Apple bereits auf diese Technik und eine Vielzahl von Peripherie-Herstellern bietet diese Produkte an oder hat sie angekündigt. Der Durchbruch wird sich jedoch über 2012 hinziehen."
SSD: Wachstum durch sinkende Preise
SSDs sind da bereits sehr viel weiter. Laut IDC wurden 2011 weltweit zirka fünf Milliarden US-Dollar mit SSDs umgesetzt. Dies entspricht einer Verdopplung gegenüber 2010 und bis 2015 sollen sich die Verkaufszahlen Jahr für Jahr um gut 50 Prozent erhöhen. Zudem gehen die Marktforscher davon aus, dass der Preis pro GByte in der zweiten Jahreshälfte dauerhaft unter die 1-US-Dollar-Marke fällt. Wobei Kunden bereits heute Produkte unter dieser Grenze einkaufen können. Beim Direktversender Alternate.de kostet beispielsweise ein 128-GByte-Laufwerk von Verbatim mit einem Brutto-VK von 122,90 Euro nur 0,96 Euro pro GByte. Der Mittelwert bewegt sich aber zwischen 2,00 und 1,17 Euro.
Bei der Preisbeobachtung unterstĂĽtzten uns:
Also-Actebis AG
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ecom GmbH
Ingram Micro GmbH
Momentan sieht es allerdings noch nicht nach einem größeren Preisverfall aus. Die HEKs tendieren im Vergleich zur Vorwoche nahezu geschlossen zwischen einem bis sechs Prozent nach oben. Eine Tendenz, die aber vor allem vom Dollar-Kurs beeinflusst wird.
HDD-Preise mĂĽssen sich beweisen
Nach unten geht es dagegen für 3,5-Zoll-Festplatten – die Preise geben zum Teil sogar sehr deutlich nach. Während der HEK für Laufwerke ab einem TByte noch stabil ausfällt, verbilligen sich Drives mit 250 bis 750 GByte zwischen zwölf und 18 Prozent. Nachdem über die Weihnachtsferien der Bedarf stark zurückgegangen ist, haben sich auch die Lager wieder relativ gut gefüllt. Ab der KW 3 wird sich zeigen, welchen Bestand die aktuellen Preise haben und wie gut die Verfügbarkeit tatsächlich ausfällt. Marktbeobachter gehen davon aus, dass sich letztendlich zu wenige Laufwerke im Markt befinden und daher die Preise wieder steigen müssen. Allerdings hatten einige Experten auch nicht darauf gesetzt, dass sich über Weihnachten der Markt stabilisiert bzw. sich die Kundschaft aufgrund der hohen Preise in Kaufzurückhaltung übt. (map)