Grimme Online Award stellt Preisträger vorzeitig online

Pleiten, Pech und Pannen beim Grimme Online Award: Nach der vielfach kritisierten Nachnominierung eines Jury-Mitglieds für den Preis patzte man nun auch bei der Vorbereitung für die Preisverleihung.

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Von
  • Detlef Borchers

Bei der Vorbereitung der Verleihung der diesjährigen Grimme Online Awards am morgigen Mittwoch sind die Preisträger versehentlich vorzeitig auf der Homepage des Preises veröffentlicht worden. Diese Panne passt zu einer Serie von Merkwürdigkeiten, mit der der Preis für "qualitativ hochwertige Websites" in diesem Jahr auf sich aufmerksam machte.

Zu schnell geschaltet: Die Preisträger des Grimme Online Awards tauchten versehentlich auf der Website auf

Mehrere Stunden lang konnten gestern verdutzte Besucher auf der Website der Grimme Online Awards 2007 nachsehen, wer die undotierten Preise gewonnen hat, die eigentlich erst am Mittwoch verliehen werden. "Das ist eine peinliche Panne, für die wir uns entschuldigen", sagte eine Grimme-Sprecherin gegenüber der dpa. Als Konsequenz aus dieser Panne habe man die Preisträger sofort benachrichtigt und die Preisträgerliste offiziell einen Tag früher als geplant freigeschaltet.

Mittlerweile kommentiert  die halbe  deutschsprachige  Blogosphäre den Lapsus, mit dem ein schlecht gestarteter Wettbewerb ein noch schlechteres Ende fand. So wechselte ein Mitglied der Jury die Seiten und wurde mit dem Elektrischen Reporter als Kandidat für den Preis "Wissen und Bildung" nachnominiert – den er nun auch prompt gewann. Zu den Umständen des Wechsels veröffentlichte man eine Klarstellung, die den "für Außenstehende so nicht einsehbare(n) Entscheidungsprozess" klären sollte, die aber selbst reichlich unklar formulierte: "Im Unterschied zu anderen Medienpreisen, bei denen fachkundige Beobachter und Kritiker in einer Jury nicht unbedingt selbst Akteure sind, ist eine solche Überschneidung beim Medium Internet nicht auszuschließen." Weiterhin sorgte eine Nachnominierung für den Publikumspreis für Aufsehen. Die Website hausgemacht.tv des heftig für die Abstimmung trommelnden Senders Sat.1, die prompt den Publikumspreis gewann, wurde erst im April offiziell freigeschaltet, während Vorschläge für den Grimme Online Award nur bis zum 31. März eingereicht werden durften.

Mit dem Spielshowbeobachter Stefan Niggemeier gibt es mindestens einen Preisträger (Kategorie Information), der sich fragt, ob er den Online-Award 2007 haben will. Im Jahre 2005, als die Modalitäten der Preisvergabe noch keinen Anlass zur Kritik gaben, hat er ihn für sein Watchblog Bildblog akzeptiert. In der Kategorie "Information" gewann noch "Fudder – Nachrichten aus Freiburg" und der Tagesschau-Blog. In der Kategorie "Kultur und Unterhaltung gingen die Preise an "Nach 100 Jahren" und "Polylog.tv".

Das Adolf Grimme Institut, das sich unter anderem die Förderung von Qualität im Fernsehen auf die Fahnen geschrieben hat, zählt sich nach eigenen Angaben zum "kleinen Kreis renommierter Forschungs- und Dienstleistungseinrichtungen in Europa, die sich mit Fragen der Medienpolitik und Kommunikationskultur befassen". Es versteht sich als Forum für die "kommunikationspolitische Debatte in der Bundesrepublik Deutschland" und leiste "medientheoretische und medienpraktische Bildungsarbeit". Zu den bekanntesten Aktivitäten des Instituts dürfte die Verleihung des Adolf-Grimme-Preises gehören. Mit der seit 1964 vergebenen Auszeichnung werden TV-Produktionen und Fernsehleistungen prämiert, "die spezifische Möglichkeiten des Mediums Fernsehen auf hervorragende Weise nutzen und nach Inhalt und Methode Vorbild für die Fernsehpraxis sein können". Der Grimme Online Award soll eigentlich, zumindest nach dem Ansinnen des Grimme-Instituts, Ähnliches für die Welt der Online-Medien leisten. (Detlef Borchers) / (jk)