Amazon.com stutzt seine Gewinnprognose

Der Online-Händler sagt für das gesamte Geschäftsjahr nun einen operativen Gewinn von maximal 478 Millionen US-Dollar voraus. Vor drei Monaten war Amazon.com noch von bis zu 515 Millionen US-Dollar ausgegangen.

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Der Online-Händler Amazon.com hat im vergangenen dritten Quartal erneut seinen Umsatz gegenüber einem Vorjahresquartal gesteigert. Der Nettogewinn blieb aber unter dem Ergebnis des vorletzten Vierteljahres 2004. Den Gewinnrückgang von 54 Millionen auf 30 Millionen US-Dollar erklärt Amazon.com mit einer gestiegenen steuerlichen Belastung und durch eine Zahlung an Soverain Software zur Beilegung eines Patentrechtsstreits. Ohne diese Sonderposten hätte der Nettogewinn laut Mitteilung 50 Millionen US-Dollar betragen.

Auch auf den operativen Gewinn hat sich die Einigung für Soverain ausgewirkt. Dieser ging um 32 Prozent auf 55 Millionen Euro zurück. Ohne die gezahlten 40 Millionen US-Dollar wäre der operative Gewinn um 17 Prozent auf 95 Millionen US-Dollar angestiegen. Der Umsatz stieg von 1,46 Milliarden auf 1,86 Milliarden US-Dollar (1,53 Milliarden Euro) an.

Der Verkaufsumsatz in den USA und Kanada wuchs gegenüber dem Vorjahresvergleichsquartal um 28 Prozent auf 1,04 Milliarden US-Dollar, in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Japan und China um 26 Prozent auf 817 Millionen US-Dollar. Der Anteil der Sparte "Worldwide Electronics & Other General Merchandise" am Gesamtumsatz legte von 24 auf 26 Prozent zu und machte somit 491 Millionen US-Dollar aus.

Der größte einzelne Verkaufsposten war das Buch Harry Potter and the Half-Blood Prince, das weltweit 1,6 Millionen Mal bei Amazon.com bestellt wurde. Im Juli hatte der Online-Buchhändler den Preis für den jüngsten Potter-Band um 43 Prozent gesenkt. So erbrachte das Buch mit 45 Millionen US-Dollar weniger Umsatz als erwartet. Hier wie bei den anderen angebotenen Produkten sehen Analysten eine starke Konkurrenz, die auf die Preise drückt.

Für das laufende vierte Quartal erwartet Amazon.com 2,86 Milliarden bis 3,16 Milliarden US-Dollar Umsatz. Vor einem Jahr konnte das Unternehmen im wichtigen Bescherungsvierteljahr 2,5 Milliarden US-Dollar umsetzen. Den operativen Gewinn veranschlagt der Online-Händler bei 135 Millionen bis 210 Millionen US-Dollar. Das heißt, Amazon.com könne das Vorjahresergebnis um 29 Prozent übertreffen, aber auch 17 Prozent darunter liegen. Hier ist ein einmaliger Sonderposten von 30 Millionen US-Dollar einberechnet. Im gesamten Geschäftsjahr soll – wie schon kurz nach dem vorigen Quartal prognostiziert – ein Umsatz von 8,37 Milliarden bis 8,67 Milliarden US-Dollar zusammenkommen. Beim operativen Gewinn liegt die Vorhersage von Amazon.com mit 403 Millionen bis 478 Millionen US-Dollar unter den noch im Juli prognostizierten 415 Millionen bis 515 Millionen US-Dollar für das Gesamtjahr.

Der Kurs der Amazon.com-Aktie, der zum Börsenschluss in New York mit 46,17 US-Dollar 0,76 Dollar im Minus notierte, fiel nachbörslich auf unter 43 US-Dollar, zumal die von Amazon.com ausgegebenen Umsatzerwartungen unter den Erwartungen der Analysten liegen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Amazon in US-Dollar

Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
1/00 574 Mio. -308,4 Mio.
2/00 577,9 Mio. -317,18 Mio.
3/00 638 Mio. -240,5 Mio.
4/00 972,4 Mio. -545,1 Mio.
1/01 700 Mio. -234 Mio.
2/01 668 Mio. -168,4 Mio.
3/01 639 Mio. -170 Mio.
4/01 1.120 Mio. 5,09 Mio.
1/02 874,4 Mio. -23,2 Mio.
2/02 806 Mio. -93,6 Mio.
3/02 851 Mio. -35,1 Mio.
4/02 1.400 Mio. 2,6 Mio.
1/03 1.080 Mio. -10,0 Mio.
2/03 1.100 Mio. -43,0 Mio.
3/03 1.130 Mio. 15,6 Mio.
4/03 1.945 Mio. 73,6 Mio.
1/04 1.530 Mio. 111,0 Mio.
2/04 1.390 Mio. 76,0 Mio.
3/04 1.460 Mio. 54,1 Mio.
4/04 2.541 Mio. 346,7 Mio.
1/05 1.900 Mio. 78,0 Mio.
2/05 1.750 Mio. 52 Mio.
3/05 1.860 Mio. 30 Mio.